Simple Smart Buildings
In dieser Episode sprechen Günther Kain und Friedrich Idam über die Grundgedanken des Konzepts "Simple Smart Buildings".
Zusätzliche Informationen und weiterführende Links finden Sie in den Shownotes zu dieser Episode.
In dieser Episode sprechen Günther Kain und Friedrich Idam über die Grundgedanken des Konzepts "Simple Smart Buildings".
Zusätzliche Informationen und weiterführende Links finden Sie in den Shownotes zu dieser Episode.
Angesichts der globalen Erwärmung, die in erster Linie durch das ungehemmte Verbrennen fossiler Brennstoffe verursacht wurde, ist die Frage nach dem Energieträger für die Gebäudeheizung von zentraler Bedeutung. Auf den ersten Blick besitzen alternative Energiequellen, wie Erdwärme, Sonnenenergie, Wind- und Wasserkraft große Attraktivität. Dabei wird aber oft übersehen, dass zur Nutzung dieser Energieträger meistens komplexe technische Anlagen mit im Regelfall kurzen Lebenszyklen eingesetzt werden. Ein Vergleich der verschiedenen Systeme ist nur unter Betrachtung der Gesamtenergiebilanz über den Lebenszyklus "from Cradle to Grave" zielführend.
im Allgemeine gilt, dass möglichst einfache technische Anlagen am längsten in Betrieb stehen. Dazu zählen Solarthermieanlagen in denen das Wasser ohne Pumpe rein durch Schwerkraft zirkuliert. Aber auch Wasserturbinen und Generatoren, die rein mechanisch gesteuert sind funktionieren ohne Weiteres 100 Jahre, wie zahlreiche Beispiele belegen. auch hier gilt der Grundsatz "Simple Smart": aus gutem Material, solide und einfach konstruiert, und so simpel in der Funktion, dass für die Wartung weder spezielle Kenntnisse, komplexe Bauteile oder ausgefallene Werkzeuge erforderlich sind.
Das Prinzip der Simple Smart Buildings gilt auch für die Gebäudeheizung. Einfache, langlebige Systeme sind energieeffizient und kostengünstig, sowohl in der Anschaffung als auch im Betrieb. Durch die verstärkte Nutzung von Strahlungswärme können die Lüftungswärmeverluste deutlich reduziert werden. der bewährte Kachelofen wird auch in Zukunft gute Dienste leisten.
Wie historische Bauwerke belegen, kann Holz den Witterungseinflüssen über sehr lange Zeiträume standhalten. Voraussetzung dafür ist eine sorgfältige Konstruktion, die auf Erfahrungswissen und spezifische Werkstoffkenntnis beruht.
Der Materialwissenschaftler und Zimmermeister Günther Kain erklärt Baukonstruktionen und deren bauphysikalischen Eigenschaften.
Torfmoos wird großflächig in wiedervernässten Moorgebieten als organischer CO2-Speicher kultiviert. Erste Versuche zeigen dass aus dem geernteten Torfmoos nachhaltig hochwertige Dämmstoffe hergestellt werden können, die nicht nur ausgezeichnete bauphysikalische Kennwerte aufweisen sondern auch in ihrer optischen Erscheinung interessant sind. Erste Versuche an der Fachhochschule Salzburg zeigen Möglichkeiten auf, diesen Sphagnum in Plattenform zu binden.
Der Archäologe Hans Reschreiter erforscht das materielle Leben der hallstattzeitlichen Bergleute. Die beste Qualität der Rohstoffe führte zu langen Lebenszyklen der Gebrauchsgegenstände: Der sorgfältige Umgang mit den natürlichen Ressourcen sicherte den Bestand der Kulturlandschaft trotz industrieller Nutzung über Jahrtausende.
Wärmediffusivität bedeutet wie lange es unter realen Bedingungen dauert, bis ein Temperaturzustand an der Außenseite an der Innenseite ankommt. Dafür sind drei Faktoren maßgeblich: Die Wärmeleitfähigkeit, die Wärmespeicherfähigkeit und die Masse eines Bauteils. Das heißt: je geringer die Wärmeleitfähigkeit und umso größer die Wärmespeicherfähigkeit und die Masse eines Bauteils sind, desto länger dauert es bis ein Innenraum im Winter auskühlt oder sich im Sommer erwärmt. Dieses Phänomen kennen wir gut von historischen Gebäuden mit massiven Wänden. Die Wärmediffusivität beschreibt damit den Wärmedurchgang realistischer als der U-Wert, weil in der Wärmediffusivität auch die Wärmespeicherfähigkeit und die Masse eines Bauteils berücksichtigt sind.
Bei dieser Betrachtung schneidet Massivholz besonders gut ab, weil es sowohl eine geringe Wärmeleitfähigkeit als auch eine hohe Wärmespeicherfähigkeit aufweist.
Spiegelte sich in Siedlungen noch bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts das soziale Gefüge der Siedler*innen in der geschlossenen Gestalt der Siedlungen wieder, so ist gegenwärtig die Beliebigkeit unterschiedlichster Individualitäten ablesbar. Mit alternativen Nutzungsmodellen und Nachverdichtungen können bei Minimierung des Grünlandverbrauchs die soziale Struktur verbessert und in weiterer Folge die Siedlungen schöner und lebenswerter werden.
In Zeiten materieller Not wird einfach gebaut. Nach dem Zweiten Weltkrieg entstanden in der "Häuslbauerbewegung" Wohnhäuser in Eigenregie und Nachbarschaftshilfe mit erstaunlich einfachen Technologien und Hilfsmitteln. Auch meine Eltern haben so gebaut. Im Jahr 2008 hat mir mein Vater Friedrich A. Idam (1936-2012) seine Erinnerungen an diese Zeit erzählt. In dieser Episode geht es um manuelle Herstellung, Transport und Einbau von Beton.
Das Prinzip der Simple Smart Buildings kann auch auf technische Bauwerke angewandt werden. In der Kulturlandschaft des österreichischen Salzkammerguts schützen noch immer Wildbachverbauten aus dem 19.Jh. den Siedlungsraum. Diese Bauwerke sind aus lokal verfügbaren Baustoffen mit spezifischen handwerklichen Fertigkeiten dauerhaft erbaut und fügen sich harmonisch in die Kulturlandschaft ein. In Anbetracht der durch die klimatischen Veränderungen gehäuft auftretenden Hochwasserereignisse erscheint es sinnvoll, die Zukunftspotenziale dieses nachhaltig wirksamen technischen Erbes auszuloten.