Simple Smart Buildings

Simple Smart Buildings

Gedanken zur Exnovation

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Mit den Bemühungen, den globalen Klimawandel abzufedern, ist auch die gegenwärtige Ausprägung von Baukultur in Frage gestellt. Der ungezügelte Ressourcenverbrauch zur Herstellung kurzlebiger Bauten wird uns bereits in naher Zukunft teuer zu stehen kommen. Die erfolgsversprechende Lösungsstrategie für diese Problemstellung scheint in technischen Innovationen bis hin zu "Smart Buildings" zu liegen. Die Zukunft scheint Gebäuden zu gehören, die mit hochkomplexen technischen Systemen ausgestattet sind. Dabei wird aber durch mangelnde Technikfolgenabschätzung übersehen, dass gerade technische Innovationen den Ressourcenverbrauch in Summe steigern können. Bereits in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde das sogenannte Jevons-Paradoxon formuliert, wonach technische Innovationen, die eine effizientere Nutzung von Ressourcen erlauben, in weiterer Folge zu einer erhöhten Nutzung dieser Ressourcen führen, anstatt den Verbrauch zu senken. Dieses Paradoxon wird auch als Rebound-Effekt bezeichnet. So üben sich die Gesellschaften der entwickelten Welt seit den Ölpreiskrisen der 1970er Jahre im Energiesparen und steigern dennoch Jahr für Jahr Ihren Verbrauch.

Wenn also Innovation in Verbindung mit mangelnder Technikfolgenabschätzung keinen erfolgsversprechenden Lösungsansatz darstellt, kann sich gezielte Exnovationen, in Form von Reimplementierungen historisch bewährter Technologien, deren langfristige Folgen als realer Befund vorliegen, als erfolgreich erweisen.

Gebäudesoftskills

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Es geht um viel mehr, als nur ein Dach über dem Kopf zu haben. Was braucht es, damit wir uns in Räumen langfristig wohl fühlen? Ob ein Gebäude heute auf allen Ebenen „erfolgreich“ ist, ob es langfristig funktioniert und von den Menschen angenommen wird, hängt nicht nur von dessen energetischer Performance, seiner leichten Erreichbarkeit oder finanziellen Leistbarkeit ab, sondern in zunehmendem Maße von der Erfüllung jener Kriterien, die es zu einem an den Menschen angepassten Ort des Wohlbefindens machen – und der Grundstein dafür wird bereits im Planungsprozess gelegt.
Geruch, Farbe und Klang von Räumen sind Themenfelder dieses Gesprächs mit der Architektin und Color Designerin Pia Buxbaum.

Gedanken zur Zweitverwendung

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Zweitverwendung meint nicht nur die Weiternutzung der baulichen Kern-Substanz als Träger für neue Oberflächen sondern die Wieder-und/oder Weiterverwendung von Ausbauelementen und Einrichtungsgegenständen. Dabei ist es nicht notwendig die ursprüngliche Funktion weiterzuführen, sondern mit möglichst wenig Ressourcenverbrauch Anpassungen an neue Bedürfnisse zu erreichen. Recycling bedeutet im Regelfall die Wiederverwendung der materiellen Substanz, etwa das Einschmelzen von Altglas mit hohem Energieeinsatz. Zweitverwendung bedeute das Auswaschen einer gläsernen Einwegverpackung und deren modifizierte Verwendung als Behältnis für selbstgemachte Marmelade. Dieses Prinzip der Zweitverwendung ist immer in krisenhaften Situationen des materiellen Mangels eine natürliche Reaktion zu beobachten, sofern Kreativität und handwerkliches Geschick vorhanden sind.
Zweitverwendung kann aber auch die Weiternutzung von funktionsfähigen Objekten sein, deren Gestaltung aus der Mode gekommen ist. So finden sich manchmal noch aufwändig geschweifte barocke schmiedeeiserne Beschläge auf Türen untergeordneter Gebäude, wie Holzhütten, weil sie im 19. Jahrhundert von den damals modernen, industriell produzierten Nussbändern aus den Wohnhäusern verdrängt wurden. Sie wurden aber selten als Altmetall energieintensiv eingeschmolzen, maximal umgeschmiedet im Regelfall einfach aufbewahrt und zu einem praktischen Zweck, bei dem Repräsentation unwichtig war, zweitverwendet.

Die Möglichkeiten des "urban mining" können auch unter dem Aspekt der ressourcenschonenden aber kreativitätsintensiven Zweitverwendung betrachtet werden.

Gespräch über Proportionen

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Ordnung und Chaos beschäftigen die Menschheit seit Anbeginn. Welche Prinzipien stehen hinter Ordnungen? Lassen sich universelle Ordnungsprinzipien finden? Die Musikwissenschaftlerin und Instrumentenbauerin Simone Zopf und der Bauforscher Friedrich Idam sprechen über Harmonik, über Zusammenhänge von Intervallen in der Musik, Proportionen von Musikinstrumenten und Proportionssystemen unseres baukulturellen Erbes.

Gedanken zur handwerklichen Fertigung

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Die laufende Verteuerung der manuellen Arbeitsleistung hat zu einer weitgehenden Substitution handwerklicher Produkte durch billigere maschinelle Erzeugnisse geführt. Die zu Beginn dieses Prozesses als Mängel wahrgenommene Ungenauigkeit und Uneinheitlichkeit der Handwerksarbeit hat mittlerweile einen Wertewandel zu Individualität und Exklusivität erfahren. Maßgeschneidertes von der Lederhose bis zum Maßschuh wird wieder wertgeschätzt und erzeugt sozialen Status. Warum sich diese Trendumkehr noch nicht im Bauwesen durchgesetzt hat ist wohl im ungleich größeren Investitionsumfang für ein Gebäude begründet. Die Kosten handwerklicher Arbeit können aber durch Eigenleistung und Nachbarschaftshilfe deutlich gesenkt werden.
Ein objektiver Vorteil der handwerklicher Produkte ist die Wartungskompetenz des Handwerkers, der ja weiß wie sein Werk hergestellt ist und damit auch am besten weiß wie es gewartet und auch wieder repariert werden kann. Auf diese Weise lokal, auch in Eigenleistung oder in wechselseitiger nachbarschaftlicher Hilfe, gefertigte Produkte besitzen damit auch den Vorzug des leicht zugänglichen Wartungs- und Reparaturmöglichkeiten, was zu ein deutlichen Verlängerung der Lebenszyklen führt.

Gespräch über das Bauhandwerk

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Der Bogen dieses Gesprächs spannt sich von den hallstattzeitlichen Handwerkstechniken bis zu YouTube - Tutorials, die zeigen wie alles nur Erdenkliche gemacht wird.
Zusätzliche Informationen und weiterführende Links finden Sie in den Shownotes zu dieser Episode.

Torfmoos (Sphagnum) im Bauwesen

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Für den Einbau von Fenstern wird gegenwärtig in erster Linie Polyurethanschaum verwendet. Herstellung und vor allen Dingen die Entsorgung dieses Produktes sind vom ökologischen Standpunkt aus betrachtet problematisch. Um eine ökologisch verträgliche Alternative zu entwickeln, wurden an der HTBLA Hallstatt Untersuchungen angestellt, wie in historischen Konstruktionen dieses Problem gelöst wurde und wie dieses Erfahrungswissen im gegenwärtigen Bauwesen umgesetzt werden kann. Das über lange Zeiträume bewährte Dichtungsmaterial Torfmoos steht auch heute noch in sogenannten Paludikulturen im großen Umfang zur Verfügung. Dort wird Torfmoos zur ökologischen Nutzung von Feuchtwiesen kultiviert und lediglich als Kompost verwertet. Durch die Verwendung von Torfmoos als Dichtungsmaterial ist eine höherwertige stoffliche Verwendung möglich. Im Rahmen einer Diplomarbeit wurden umfangreiche bauphysikalische Versuche durchgeführt und neuartige Baukonstruktionen entwickelt, die einen effizienten Einsatz von Torfmoos als Dichtungsmaterial ermöglichen.

Gedanken zur Authentizität von Oberflächen

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Nicht alle Bauteile sind aus dem Material, das ihre Oberflächenerscheinung vorgibt. Zahlreiche Beispiele belegen den naheliegenden Gedanken, einem minderen Kern mit einer dünnen Schicht höherwertigeren Materials zu überziehen, um damit wertvolle Substanz vorzuspiegeln. In diese Gruppe fällt das furnierte Möbel oder auch die vergoldete Skulptur. In unserem kulturellen Erbe finden sich aber auch Beispiele wo ein, zumindest aus heutiger Sicht wertvolles Material lediglich einen Anstrich erhalten hat, der ein anderes Material suggeriert, wie etwa die steinfärbige Fassung gotischer Pfeiler oder die Holztexturmalerei auf Weichholzmöbeln. Die Baustoffindustrie des 21 Jahrhunderts liefert Imitate, die auf den ersten Blick immer täuschender vorgeben etwas Anderes zu sein. So übernehmen großformatige Feinsteinzeugfliesen nicht nur Textur und Farbigkeit von Holz, sondern bilden auch die Strukturmuster der Oberflächen genau nach. Ganz anders stellt sich in diesem Zusammenhang "beton brut" dar, dessen Oberfläche zwar die groben Bretter der Schalung widerspiegelt und dennoch auf den ersten Blick hin als Beton zu erkennen ist.
Entscheidend für die positive oder negative Wahrnehmung solcher Hybride scheint deren Zuordenbarkeit auf den ersten Blick zu sein. Perfekte Imitate werden erst später entlarvt und lösen so Frustrationen aus, während etwa die Furniermalerei auf einem bäuerlichen Möbel aus dem 18. Jahrhundert unvermittelt als solche erkennbar ist, und so bereits wieder Wertigkeit repräsentiert. Die Akzeptanz oder Ablehnung von Imitaten und Surrogaten, von Naturstoffen oder Artefakten aber auch bestimmter Materialien ist ein kultureller Prozess, dessen Bewertungsmaßstäbe sich im Laufe der Zeit verschieben.
Vom bauphysikalischen Standpunkt aus betrachtet ist ein mehrschichtiger Bauteilaufbau immer komplexer als ein durchgehend einheitliches Material mit einheitlichen Materialeigenschaften. Unterschiedliches Dehnungsverhalten führt of zu Schichtablösungen und dicht Überzüge behindern die Dampfdiffusion. es gibt aber auch Beispiele symbiotischen Zusammenwirkens, wie Lehmüberzüge von Holz, die für Trockenheit sorgen und so das Holz vor Mikroorganismen schützen. Ein Grundgedanke der Simple Smart Buildings ist in diesem Zusammenhang Werkstoffsymbiosen aufzuspüren, die sich technisch bewährt haben und kulturell akzeptabel geworden sind.

Ökologisch Bauen

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Das Interview bietet eine breit gefasste Übersicht zum großen Themenfeld des ökologischen Bauens.

Archaisches Bauen

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Im UNESCO Welterbegebiet Hallstatt-Dachstein/Salzkammergut haben sich archaische Bauweisem im Almhüttenbau bis zu Beginn des 20.Jhs. erhalten. An den noch bestehenden Hütten und auf Basis archäologischer Befunde lassen sich Bauweisen rekonstruieren, die zum Teil über Jahrtausende unverändert tradiert worden sind. Bemerkenswert ist dabei, dass diese Bauten aus regionalen Werkstoffen mit einfachen Werkzeugen ressourcenschonend hergestellt worden sind und im realen Langzeitversuch ihre hohe Resilienz bewiesen haben.

Über diesen Podcast

Simple Smart Buildings steht für Gebäude die einfach und dauerhaft gebaut sind. Für die Generationen vor uns war es ganz normal mit einfachen Mitteln dauerhafte Gebäude zu errichten. Diese Art zu bauen hat sich über Jahrhunderte bewährt und wir können daraus lernen. In den verschiedenen Regionen entwickelten sich aus lokal vorhandenen Baustoffen resiliente Baukonstruktionen und Gebäudetypen, welche Jahrhunderte überdauert haben und gerade deshalb immer noch eine hohe Nutzungsqualität bieten. Dieser Podcast erzählt von Möglichkeiten einfach gut zu bauen.

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von und mit Friedrich Idam und Günther Kain

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