Simple Smart Buildings

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Gespräch über das Bauhandwerk

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Der Bogen dieses Gesprächs spannt sich von den hallstattzeitlichen Handwerkstechniken bis zu YouTube - Tutorials, die zeigen wie alles nur Erdenkliche gemacht wird.
Zusätzliche Informationen und weiterführende Links finden Sie in den Shownotes zu dieser Episode.

Torfmoos (Sphagnum) im Bauwesen

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Für den Einbau von Fenstern wird gegenwärtig in erster Linie Polyurethanschaum verwendet. Herstellung und vor allen Dingen die Entsorgung dieses Produktes sind vom ökologischen Standpunkt aus betrachtet problematisch. Um eine ökologisch verträgliche Alternative zu entwickeln, wurden an der HTBLA Hallstatt Untersuchungen angestellt, wie in historischen Konstruktionen dieses Problem gelöst wurde und wie dieses Erfahrungswissen im gegenwärtigen Bauwesen umgesetzt werden kann. Das über lange Zeiträume bewährte Dichtungsmaterial Torfmoos steht auch heute noch in sogenannten Paludikulturen im großen Umfang zur Verfügung. Dort wird Torfmoos zur ökologischen Nutzung von Feuchtwiesen kultiviert und lediglich als Kompost verwertet. Durch die Verwendung von Torfmoos als Dichtungsmaterial ist eine höherwertige stoffliche Verwendung möglich. Im Rahmen einer Diplomarbeit wurden umfangreiche bauphysikalische Versuche durchgeführt und neuartige Baukonstruktionen entwickelt, die einen effizienten Einsatz von Torfmoos als Dichtungsmaterial ermöglichen.

Gedanken zur Authentizität von Oberflächen

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Nicht alle Bauteile sind aus dem Material, das ihre Oberflächenerscheinung vorgibt. Zahlreiche Beispiele belegen den naheliegenden Gedanken, einem minderen Kern mit einer dünnen Schicht höherwertigeren Materials zu überziehen, um damit wertvolle Substanz vorzuspiegeln. In diese Gruppe fällt das furnierte Möbel oder auch die vergoldete Skulptur. In unserem kulturellen Erbe finden sich aber auch Beispiele wo ein, zumindest aus heutiger Sicht wertvolles Material lediglich einen Anstrich erhalten hat, der ein anderes Material suggeriert, wie etwa die steinfärbige Fassung gotischer Pfeiler oder die Holztexturmalerei auf Weichholzmöbeln. Die Baustoffindustrie des 21 Jahrhunderts liefert Imitate, die auf den ersten Blick immer täuschender vorgeben etwas Anderes zu sein. So übernehmen großformatige Feinsteinzeugfliesen nicht nur Textur und Farbigkeit von Holz, sondern bilden auch die Strukturmuster der Oberflächen genau nach. Ganz anders stellt sich in diesem Zusammenhang "beton brut" dar, dessen Oberfläche zwar die groben Bretter der Schalung widerspiegelt und dennoch auf den ersten Blick hin als Beton zu erkennen ist.
Entscheidend für die positive oder negative Wahrnehmung solcher Hybride scheint deren Zuordenbarkeit auf den ersten Blick zu sein. Perfekte Imitate werden erst später entlarvt und lösen so Frustrationen aus, während etwa die Furniermalerei auf einem bäuerlichen Möbel aus dem 18. Jahrhundert unvermittelt als solche erkennbar ist, und so bereits wieder Wertigkeit repräsentiert. Die Akzeptanz oder Ablehnung von Imitaten und Surrogaten, von Naturstoffen oder Artefakten aber auch bestimmter Materialien ist ein kultureller Prozess, dessen Bewertungsmaßstäbe sich im Laufe der Zeit verschieben.
Vom bauphysikalischen Standpunkt aus betrachtet ist ein mehrschichtiger Bauteilaufbau immer komplexer als ein durchgehend einheitliches Material mit einheitlichen Materialeigenschaften. Unterschiedliches Dehnungsverhalten führt of zu Schichtablösungen und dicht Überzüge behindern die Dampfdiffusion. es gibt aber auch Beispiele symbiotischen Zusammenwirkens, wie Lehmüberzüge von Holz, die für Trockenheit sorgen und so das Holz vor Mikroorganismen schützen. Ein Grundgedanke der Simple Smart Buildings ist in diesem Zusammenhang Werkstoffsymbiosen aufzuspüren, die sich technisch bewährt haben und kulturell akzeptabel geworden sind.

Ökologisch Bauen

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Das Interview bietet eine breit gefasste Übersicht zum großen Themenfeld des ökologischen Bauens.

Archaisches Bauen

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Im UNESCO Welterbegebiet Hallstatt-Dachstein/Salzkammergut haben sich archaische Bauweisem im Almhüttenbau bis zu Beginn des 20.Jhs. erhalten. An den noch bestehenden Hütten und auf Basis archäologischer Befunde lassen sich Bauweisen rekonstruieren, die zum Teil über Jahrtausende unverändert tradiert worden sind. Bemerkenswert ist dabei, dass diese Bauten aus regionalen Werkstoffen mit einfachen Werkzeugen ressourcenschonend hergestellt worden sind und im realen Langzeitversuch ihre hohe Resilienz bewiesen haben.

Gedanken zum menschlichen Maß

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Das metrische System geht von der Dimension unseres Planeten aus. Das Metermaß wurde zur Zeit der französischen Revolution als ein Vierzig-millionstel des Erdumfangs festgelegt. Alle alten Maßsysteme gehen vom Menschen aus. Ob österreichischer Klafter, englischer Fathom oder japanisches Ken: immer ist damit die Weite der ausgestrecktem Arme. gemeint. Und der berühmte vitruvianische Mensch wird von einem Quadrat umschlossen, die ausgebreiteten Arme entsprechen der Körpergröße. Der menschlich Körper und seine Funktionen, wie etwa das Schrittmaß, werden zum Modul, dessen Vervielfachung die Dimensionen von Räumen und Gebäuden bestimmt. Auch die Zählmaße der Vervielfachung haben sich gewandelt. Während in unserer heutigen materiellen Wirklichkeit das Zehnersystem vorherrscht, finden sich im unserem kulturellen Erbe wesentlich komplexere Systeme.

Gedanken zur natürliche Größe

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Natürlich und künstliche Baustoffe unterscheiden sie auch in ihrer Homogenität beziehungsweise Heterogenität. Natürlich gewachsenes Holz ist anisotrop. Das bedeutet die Werkstoffeigenschaften sind von der natürlichen Zellstruktur abhängig. So ist Holz in Längsrichtung druckbeständiger und schwindet weniger. Zur Homogenisierung wird Holz nun in möglichst kleine Teile zerlegt und dann wieder neu zusammengesetzt. Der neu geschaffene Werkstoff weist nun gleichförmigere Eigenschaften und ein gleichmäßiges Erscheinungsbild auf. Dieser Homogenisierungsprozess ist energieintensiv. Wenn Holzteile hingegen möglichst so groß wie sie gewachsen sind eingebaut werden, reduziert sich der Energieverbrauch und die Gestaltung wird, etwa durch unterschiedliche Breiten von Brettern, lebendig.

Unser baukulturelles Erbe ist durch den sorgsamen Umgang mit dem Werkstoff Holz geprägt. Für die vorindustrielle Zeit ist auch die Bezeichnung "hölzernes Zeitalter" gebräuchlich. Holz wurde neben seiner Funktion als primärer Energieträge umfassend als Rohstoff für Handwerksprodukte eingesetzt, was bereits ab dem Ende des Mittelalters zu einer Verknappung führte. So versuchte man beim Zersägen der Baumstämme den Verschnitt möglichst gering zu halten, sodass die Holzteile möglichst so groß wie sie gewachsen waren eingebaut wurden.

Gedanken zum rechten Winkel

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Wie wirken sich Abweichungen vom rechten Winkel auf die Erlebnisqualität von Gebäuden aus?
Zusätzliche Informationen und weiterführende Links finden Sie in den Shownotes zu dieser Episode.

Luftbrunnen Burgtheater Wien

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Tiefliegende, luftdurchströmte thermische Erdmassespeicher werden als Luftbrunnen bezeichnet. Die in Funktion erhaltene Luftbrunnenanlage des Wiener Burgtheaters aus dem 19. Jh. belegt die nachhaltige Wirksamkeit dieser Form der Gebäudekonditionierung.

Gedanken zur Genauigkeit

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Eine genaue Ausführung des Bauwerks gilt in der rezenten Architektur als Qualitätsmerkmal. Rechtwinkelige Details, exakt horizontale oder vertikale plane Flächen als Ausdruck von Schönheit. Gebäude die handwerklich ausgeführt worden sind, zeigen hingegen durchaus Abweichungen vom Lot und vom rechten Winkel. Viele Menschen erleben diese Ungenauigkeiten aber nicht als störend, sondern vielmehr wohltuend menschlich. Vielleicht fällt uns unsere Unvollkommenheit deutlicher auf, wenn wir von allzu großer Perfektion umgeben sind?

Über diesen Podcast

Simple Smart Buildings steht für Gebäude die einfach und dauerhaft gebaut sind. Für die Generationen vor uns war es ganz normal mit einfachen Mitteln dauerhafte Gebäude zu errichten. Diese Art zu bauen hat sich über Jahrhunderte bewährt und wir können daraus lernen. In den verschiedenen Regionen entwickelten sich aus lokal vorhandenen Baustoffen resiliente Baukonstruktionen und Gebäudetypen, welche Jahrhunderte überdauert haben und gerade deshalb immer noch eine hohe Nutzungsqualität bieten. Dieser Podcast erzählt von Möglichkeiten einfach gut zu bauen.

Feed-URL
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von und mit Friedrich Idam und Günther Kain

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