Ökologisch Bauen
Das Interview bietet eine breit gefasste Übersicht zum großen Themenfeld des ökologischen Bauens.
Das Interview bietet eine breit gefasste Übersicht zum großen Themenfeld des ökologischen Bauens.
Im UNESCO Welterbegebiet Hallstatt-Dachstein/Salzkammergut haben sich archaische Bauweisem im Almhüttenbau bis zu Beginn des 20.Jhs. erhalten. An den noch bestehenden Hütten und auf Basis archäologischer Befunde lassen sich Bauweisen rekonstruieren, die zum Teil über Jahrtausende unverändert tradiert worden sind. Bemerkenswert ist dabei, dass diese Bauten aus regionalen Werkstoffen mit einfachen Werkzeugen ressourcenschonend hergestellt worden sind und im realen Langzeitversuch ihre hohe Resilienz bewiesen haben.
Das metrische System geht von der Dimension unseres Planeten aus. Das Metermaß wurde zur Zeit der französischen Revolution als ein Vierzig-millionstel des Erdumfangs festgelegt. Alle alten Maßsysteme gehen vom Menschen aus. Ob österreichischer Klafter, englischer Fathom oder japanisches Ken: immer ist damit die Weite der ausgestrecktem Arme. gemeint. Und der berühmte vitruvianische Mensch wird von einem Quadrat umschlossen, die ausgebreiteten Arme entsprechen der Körpergröße. Der menschlich Körper und seine Funktionen, wie etwa das Schrittmaß, werden zum Modul, dessen Vervielfachung die Dimensionen von Räumen und Gebäuden bestimmt. Auch die Zählmaße der Vervielfachung haben sich gewandelt. Während in unserer heutigen materiellen Wirklichkeit das Zehnersystem vorherrscht, finden sich im unserem kulturellen Erbe wesentlich komplexere Systeme.
Natürlich und künstliche Baustoffe unterscheiden sie auch in ihrer Homogenität beziehungsweise Heterogenität. Natürlich gewachsenes Holz ist anisotrop. Das bedeutet die Werkstoffeigenschaften sind von der natürlichen Zellstruktur abhängig. So ist Holz in Längsrichtung druckbeständiger und schwindet weniger. Zur Homogenisierung wird Holz nun in möglichst kleine Teile zerlegt und dann wieder neu zusammengesetzt. Der neu geschaffene Werkstoff weist nun gleichförmigere Eigenschaften und ein gleichmäßiges Erscheinungsbild auf. Dieser Homogenisierungsprozess ist energieintensiv. Wenn Holzteile hingegen möglichst so groß wie sie gewachsen sind eingebaut werden, reduziert sich der Energieverbrauch und die Gestaltung wird, etwa durch unterschiedliche Breiten von Brettern, lebendig.
Unser baukulturelles Erbe ist durch den sorgsamen Umgang mit dem Werkstoff Holz geprägt. Für die vorindustrielle Zeit ist auch die Bezeichnung "hölzernes Zeitalter" gebräuchlich. Holz wurde neben seiner Funktion als primärer Energieträge umfassend als Rohstoff für Handwerksprodukte eingesetzt, was bereits ab dem Ende des Mittelalters zu einer Verknappung führte. So versuchte man beim Zersägen der Baumstämme den Verschnitt möglichst gering zu halten, sodass die Holzteile möglichst so groß wie sie gewachsen waren eingebaut wurden.
Wie wirken sich Abweichungen vom rechten Winkel auf die Erlebnisqualität von Gebäuden aus?
Zusätzliche Informationen und weiterführende Links finden Sie in den Shownotes zu dieser Episode.
Tiefliegende, luftdurchströmte thermische Erdmassespeicher werden als Luftbrunnen bezeichnet. Die in Funktion erhaltene Luftbrunnenanlage des Wiener Burgtheaters aus dem 19. Jh. belegt die nachhaltige Wirksamkeit dieser Form der Gebäudekonditionierung.
Eine genaue Ausführung des Bauwerks gilt in der rezenten Architektur als Qualitätsmerkmal. Rechtwinkelige Details, exakt horizontale oder vertikale plane Flächen als Ausdruck von Schönheit. Gebäude die handwerklich ausgeführt worden sind, zeigen hingegen durchaus Abweichungen vom Lot und vom rechten Winkel. Viele Menschen erleben diese Ungenauigkeiten aber nicht als störend, sondern vielmehr wohltuend menschlich. Vielleicht fällt uns unsere Unvollkommenheit deutlicher auf, wenn wir von allzu großer Perfektion umgeben sind?
Dass der Ressourcenverbrauch und damit die Baukosten in Relation zum Bauvolumen stehen ist eine Milchmädchenrechnung. Dass aber die Wohnzufriedenheit mit der Größe eines Hauses wächst gilt es zu hinterfragen. Ohne Verlust der Wohnqualität kann man sich unnötigen Raumbedarf durch schlecht geplante Erschließungsflächen ersparen. Heikler ist schon die Frage nach repräsentativen Räumen: baue ich für meine primären Bedürfnisse und wie wichtig ist es mir mich über die Größe meines Hauses anderen gegenüber darzustellen. Dazu vielleicht ein ungewohnter Gedanke. Es ist durchaus denkmöglich, dass gesellschaftliches Ansehen in wenigen Jahren nicht mehr aus der Fähigkeit zu größtmöglichen Ressourcenverbrauch sondern vielmehr aus möglichst kluger Selbstbeschränkung erwächst. Less is more.
Massiv gebaute Häuser besitzen genug Speichermasse um thermische Tagesspitzenwerte zu verzögern. Idealerweise sollte die Verzögerungszeit etwa 12 Stunden betragen, denn dann ist es möglich zwischen dem Tagesmaximum und dem Nachtminimum einen optimalen Ausgleich zu schaffen. Durch möglichst einfache, gebäudespezifische technische Maßnahmen, wie etwa gekippte Fensterflügel, erfolgt dabei der Luftdurchzug.
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Hallstatt besitzt eine hochwertige Bausubstanz, die über Jahrhunderte den Menschen diente. Mit dem Einsatz hochwertiger, lokal vorhandener Baustoffe wie Holz und Kalkstein entstehen Gebäude von langer Lebensdauer. Traditionelle Baustoffe und Baukonstruktionen die sich regional langfristig bewährt haben altern mit Würde und sehen auch nach langer Nutzung noch schön aus. Diese hervorragenden Eigenschaften natürlicher Baustoffe können mit den naturwissenschaftlichen Methoden der Bauphysik belegt werden.