Lob der mittleren Technologien
Anlässlich der Wiedereröffnung wurde das generalsanierte österreichische Parlament und dessen moderne Haustechnik mit einem Tesla verglichen. Die demolierte historische Haustechnik hingegen abwertend mit einem Steyr 15er Traktor gleichgestellt. Der Steyr 15er Traktor kann aber auch leitbildhaft für einfache und dennoch kluge, langlebige „Intermediate Technology“ gelesen werden. Eisenkonstruktionen prägten die Maschinenräume hinter den Kulissen der Prachtbauten an der Wiener Ringstraße. Ignaz Gridl, ein Wiener Unternehmer, trieb die Verbreitung von Schmiedeeisen- und Flusseisenkonstruktionen voran, etwa für das Burgtheater (1888), wo auch die Dachstühle aus Eisen bestehen. Filigrane Fachwerkträger und innovative Deckenkonstruktionen, zeigen ästhetische und funktionale Qualitäten. Die Luftbrunnenanlage nutzt einen Erdmassespeicher für energieeffiziente Gebäudekonditionierung. Diese mittleren Technologien, gesteuert durch Handräder und Kurbeln, sind robust, durchschaubar und nachhaltig. Mittlere Technologien, wie sie auch Architekt Tom Kundig nutzt, bieten auch aktuell eine verständliche, langlebige Alternative zwischen Low- und High-Tech.
Den Essay "Lob der mittleren Technologien" finden sie in dem Buch "Maschinenräume – Hinter den Kulissen der Wiener Ringstraße", Hg. von Hertha Hurnaus, Gabriele Kaiser, Maik Novotny, 271 Seiten, Album Verlag, Wien 2025, ISBN 978-3-85164-219-3
Weiterführende Informationen zum Luftbrunnen des Wiener Burgtheaters.
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