Transcript
[0:00]Gedanken zu kleinen Parkplätzen. In einer vergangenen Episode habe ich mir Gedanken zum Muster 22 von Christopher Alexander.
[0:13]9% Parkplätze gemacht. Und bei diesem Muster geht es darum, dass man in einem bestimmten Gebiet nicht mehr als 9% der Fläche für Parkplätze verbrauchen sollte. Wenn man darüber hinausgeht, würde man eigentlich die Gegend viel zu sehr mit Autos belasten, optisch mit Autos belasten und natürlich auch mit den ganzen Konsequenzen, dass der ruhende Verkehr natürlich fließenden Verkehr anzieht. Bei diesem Muster war so die Obergrenze des zu betrachtenden Gebiets mit etwa 5 Hektar definiert. Die Idee, die dahinter steht, ist die, wenn man ein sehr großes Gebiet betrachtet und sagt, okay, in diesem sehr großen Gebiet vielleicht mit 10 Hektar, mit 20 Hektar, dort sorge ich dafür, dass nur 9 Parkplätze sind, Und lege aber dann die Parkplätze sehr konzentriert zusammen, dann ist natürlich dort, wo die vielen Parkplätze sind, wiederum die Qualität nicht gegeben.
[1:18]Daher geht es in dem Muster 103 bei den kleinen Parkplätzen darum, diese Maßstäblichkeit noch einmal zu verkleinern. Also auf wirklich möglichst kleine Betrachtungsgebiete, die vielleicht wirklich nur noch von einem kleinen Grätzel, von einem sehr kleinen Gebiet und auch dort dafür Sorge zu tragen, dass nicht mehr als 9% Parkplätze sind. Wenn man das wirklich so weit herunterbricht und so weit verfeinert.
[1:49]Dann kommt man wirklich auf sehr, sehr kleine Parkplatzzahlen. Die Parkplatzzahlen, die Christopher Alexander vorschlägt und die auch von seinem Team wieder empirisch erprobt wurden, die beginnen so mit der Zahl 4 Autos. Also wenn 4 Autos nebeneinander parken, diese Ansammlung von 4 Autos erlebt man quasi noch als Fußgängerzone.
[2:20]Also 4 Autos erlebt man noch nicht als zu viele Autos, während bei 4, Acht Autos, eigentlich schon der Eindruck entsteht, wenn jetzt acht Autos nebeneinander parken, dass hier das Auto schon sehr dominant ist. Die Ursache dieser Dominanz besteht einfach in der anderen Maßstäblichkeit des Autos. Das Auto ist größer als der Mensch und das Auto ist schneller als der Mensch. Und diese Andersartigkeit des Autos schafft dort, wo zu viele Autos sich sammeln, automatisch einen Topos, wo die Maßstäblichkeit für den Menschen nicht mehr stimmt. Und je mehr Autos, natürlich, jetzt wiederhole ich mich, sie erzeugen natürlich auch mehr Fließenden Verkehr, dort werden natürlich dann auch die Straßen breiter. Und es geht natürlich damit einher, dass die Oberflächen autogerecht gemacht werden. Also immer dort, wo viele Autos sind, findet man auch viele Bodenversiegelungen. Also das heißt, das Ziel auch dieses Musters, kleine Parkplätze, ist eine zu hohe Konzentration von Autos zu verhindern, denn die hohe Konzentration von Autos dort.
[3:39]Wo die Autos in ihrer andersartigen Maßstäblichkeit den menschlichen Lebensraum, das Biotop erobern, entsteht so etwas, ich nenne es jetzt Mechanotop, also eine nicht menschengerechte Gegend. Und genau dort werden die sozialen Kontakte verändert, weil man sich in diesem nicht für den menschenartgerechten Biotop aufhalten möchte, weil man sich dort unwohl fühlt. Es gibt tatsächlich Beobachtungen statistisch, dass Menschen auf Parkplätzen schneller gehen. Also das heißt, der Weg zum Auto oder vom Auto weg wird beschleunigt. Dieser Unort-Parkplatz, der möchte mehr oder weniger so schnell wie möglich verlassen werden. Man will dort einfach nicht verweilen. Die Anzahl der Parkplätze sollte also nach den Beobachtungen Alexanders so zwischen 4 und 8 liegen. Und zwischen 4 und 8, oder natürlich mehr in der Nähe von 8, liegt eine sehr interessante Zahl, das ist 7. 7 ist fast so etwas wie eine magische Zahl. Wir kennen die 7 aus der Schöpfungsgeschichte, dass Gott die Welt an sieben Tagen erschaffen hat. uns ist.
[5:02]Die sieben, also Anzahl der Wochentage in unserem alltäglichen Lebensvollzug umgibt uns diese Zahl. Da gibt es einfach wahrnehmungspsychologische Untersuchungen, dass die meisten Menschen sieben Dinge noch als Einheit erfassen können. Also eine Ansammlung von Dingen, die man so schnell, ohne viel nachzudenken, auf einen Blick erfassen kann und noch mehr oder weniger als Zahl erkennen kann, das ist siebend. Darüber hinaus wird es schon sehr schwierig und offenkundig trifft das auch auf diese Parkplätze zu. Das heißt, wenn man dafür sorgt, dass die Parkplätze so klein sind, dass dort weniger oder gerade noch sieben Autos parken, dann ist noch eine Dimension gegeben, welche noch mit den menschlichen Maßstäben erfassbar ist. Die noch in diesen menschlichen Dimensionen liegt, die im menschlichen Biotop liegt und dort einen Raum schafft, wo sich Menschen noch wohlfühlen. Der nächste Gedanke ist natürlich die, aber wo mache ich jetzt diese Parkplätze? Wie sind die gestaltet?
[6:18]Und auch da gilt es, Sorge zu tragen, dass diese Parkplätze natürlich nicht, auf dem Präsentierteller liegen, dass die Autos dann wieder besonders prominent gezeigt werden, sondern genau umgekehrt, dass man Nische, Höfe sucht, dass man diese Parkplätze mit Hecken umgibt, dass man die Einfahrt in diese Parkplätze fast wie eine Torsituation gestaltet, dass man Hofsituationen schafft, dass die Fahrzeuge dort in diesen Höfen noch versteckt sind, In den städtischen Bereichen eignen sich dazu natürlich Hinterhöfe. Das heißt, je weniger die Autos im öffentlichen Raum optisch präsent sind, desto mehr wird dieser öffentliche Raum wieder zu einem menschlichen Raum. Ein Problem gibt es natürlich.
[7:09]Das ist einerseits ein Vorteil, wenn man jetzt diese Parkplätze so fein verteilt, wenn man eben die Betrachtungszone so fein herunterbricht und dort für diese 9% Parkplätze sorgt, dann rücken natürlich die Autos in die Nähe der Häuser, in die Nähe der Wohnungen. Das ist natürlich auf den ersten Blick sehr angenehm, weil natürlich der Fußweg von der Wohnung, vom Haus zum Auto sehr kurz wird. Aber gleichzeitig passiert natürlich der Effekt, dass die Autonutzung bequemer wird. Und je bequemer die Autonutzung wird, je weniger Aufwand es bedeutet.
[7:49]Zum Auto zu gehen, desto attraktiver wird die Autonutzung und entsteht natürlich wieder mehr Verkehr. Man könnte das jetzt sehr gemeingestalten, dass man sagt, okay, wir machen das so wie parkende Autos in den Höfen, tauschen das aber so aus, dass jeweils das Auto, das mir gehört, nicht in meinem Hof steht und ich dennoch den weiten Fuß weg habe. Das ist sicher ein Gedanke, wo sich bei Ihnen Widerspruch regt, weil er natürlich Ihre Bequemlichkeit stört. Aber dennoch, glaube ich, sollten wir darüber nachdenken, was für uns prioritär ist. Ist es prioritär, sich möglichst schnell von A nach B bewegen zu können oder ist es nicht prioritär, lebenswerte Siedlungen zu schaffen, lebenswerte Städte zu schaffen, in denen die Maßstäblichkeit auf den Menschen Bezug nimmt und nicht aufs Auto?