Simple Smart Buildings

Simple Smart Buildings

Transkript

Zurück zur Episode

Friedrich Idam:

Heute wieder einmal zu Gast in Simple Smart Buildings, Joel Schmalnauer. Joel Schmalnauer ist Tischlermeister. Er unterrichtet an der Höheren Technischen Lehranstalt für Holztechnik in Hallstatt.

Und heute geht es um ein Thema, das vielleicht doch viele Menschen bewegt. Es geht um die richtige Größe eines Hauses. Es ist ja oft antizyklisch. Wenn man jung ist, eine Familie gründet, Kinder hat, braucht man viel Platz und in dieser Lebensphase ist das Haus meistens klein. Dann schafft man sich ein Gebäude, investiert Jahre an Arbeit und dann, wenn man alt ist, hat man dieses große Haus. Aber dann sind die Kinder ausgezogen und ein oder zwei alte Leute leben in einem viel zu großen Haus. Du hast ja eigentlich schon in dieser frühen Phase, in der Phase der Planung vor dem Umbau Gedanken über genau dieses Thema gemacht. Wie bist du dieses Problem angegangen oder was waren deine Überlegungen dazu, dass das Haus für jede Lebensphase die richtige Größe hat?

Joel Schmalnauer:

Ja, vielleicht ein bisschen die Geschichte zum Haus. Wir haben ja schon gehört, bei meinem Haus hat es einmal einen Zubau in den 1970er Jahren gegeben. Das war eben genau dieser Grund, dass mein Großvater das Haus erweitern wollte wegen der Kinder. Tatsächlich war es dann so, dass dieser Umbau, dieser Zubau circa zehn Jahre in Anspruch genommen hat. Und als er dann fertig war, sind zwei der Kinder ausgezogen gewesen und der Zubau wäre nicht mehr nötig gewesen. Zu einem späteren Zeitpunkt ist dann mein Vater mit der Familie im ersten Obergeschoss des Hauses eingezogen. Das war bedingt optimal, weil einerseits kein Raumabschluss gegeben war zwischen Erdgeschoss und Obergeschoss. Also lärmtechnisch war es für meinen Großvater eine starke Herausforderung. Und auch der Zugang durch das Erdgeschoss ist natürlich für zwei Familien, auch wenn man verwandt ist, trotzdem schwierig, wenn man da durch den Bereich des anderen durchgehen muss. Später dann hat mein Großvater das Haus allein bewohnt. Zu einem Zeitpunkt, wo mein Bruder dann frisch verheiratet war, hat er dann einmal eine gewisse Zeit mit seiner Frau im ersten Obergeschoss des Hauses gewohnt. Und zu diesem Zeitpunkt ist einerseits ein Raumabschluss hergestellt worden. Das heißt, es ist am oberen Ende der Treppe ist eine Holzabtrennung eingebaut worden mit einer Tür, sodass die Treppe trotzdem in ihrer Funktion erhalten blieb, aber eben ein gewisser Raumabschluss gegeben war.

Friedrich Idam:

Aber der Zugang erfolgte immer noch gemeinsam über das Erdgeschoss.

Joel Schmalnauer:

Nein, genau. Zusätzlich ist dann eine Außentreppe angebracht worden und diese Außentreppe führt auf den Balkon und über den Balkon, über die Balkontür, die dann ausgetauscht wurde, gegen eine Haustür, wo man auch von außen eben die Bedienelemente hat, war dann der neue Zugang gegeben.

Friedrich Idam:

Das heißt, der Vorraum, ein Erschließungsraum, ist dem Balkon zugeordnet. Oder geht man dann über diesen Zugang sofort in ein Wohnzimmer?

Joel Schmalnauer:

Nein, man geht über den Balkon im Prinzip in die Gangfläche des Obergeschosses. Das ist eigentlich recht gut gelöst. Das war eine vernünftige Lösung. Wie ich jetzt vor der Herausforderung stand, eben diese Planung zu machen für meine zukünftige Nutzung des Gebäudes, wollte ich natürlich diese Möglichkeit erhalten. Wieder das Gebäude in zwei Parteien zu nutzen, eben gerade in der Hinsicht, natürlich jetzt bin ich mit meiner Frau in der Phase, dass wir eine Familie gründen werden, so wäre der Plan in den nächsten Jahren, aber eben, wenn die dann aus dem Haus wieder draußen sind, wieder die Möglichkeit zu geben, vielleicht ein eigenes Kind oder aus der Verwandtschaft jemanden, der eine Wohnung braucht, das Obergeschoss wieder abzutrennen.

Friedrich Idam:

Ja, ein Thema in dem ist natürlich auch das Thema Pflege. Also für mich, ich bin ja quasi am Ende des Lebens und für mich ist natürlich der Gedanke, wenn ich einmal pflegebedürftig bin, wo bringt man eine Pflegekraft unter? Und da gibt es auch in meinem Haus, auch aus dieser Überlegung her, eine Einliegerwohnung, die eben so konzipiert ist, dass sie auch über eine eigene Stiege von außen erreichbar ist und auch am Ende des Hauses angedockt ist, sodass das Abtrennen leicht möglich ist. Aber zurück zu deinem Haus. Du hast ja erzählt, ein Thema war die Lärmbelastung. Also dass quasi der Lärm, vor allen Dingen denke ich, was der Trittschall des Obergeschosses laut im Erdgeschoss wahrnehmbar ist. Hast du da dagegen oder welche Maßnahmen hast du da dagegen ergriffen?

Joel Schmalnauer:

Ja, der Trittschall ist ein Thema, das haben wir eben in unserer letzten Episode besprochen. Kann ich jetzt noch nicht im Detail sagen, aber ich gehe davon aus, dass durch die Einbringung des Estrichs doch das deutlich reduziert wurde. Ja, ich denke, den meisten Menschen wird es jetzt nicht stören, wenn man hört, dass jemand im Gebäude ist. Man sollte halt nicht wirklich belästigt dadurch sein. Der zweite Punkt ist eben der Raumabschluss und das war eben zu der Zeit, wo mein Bruder das bewohnt hat, eine sehr provisorische Lösung und ich habe mich eben dazu entschlossen, dann da wirklich als Tischler natürlich ein Element einzusetzen, die zwar sehr viel Glas beinhaltet, aber eben dann auch diese Tür, dass man weiterhin die Treppe, natürlich benutzen kann, aber auch eben die Tür schließen und dann das Erdgeschoss vom Obergeschoss in einer gewissen Weise abgetrennt ist, was mir auch in der Phase, wo man jetzt das gesamte Haus bewohnt, durchaus recht ist, weil die Treppe mit dem Koch- und Wohnbereich, da gibt es keine Trennung im Erdgeschoss. Von dem her ist es sowieso besser, wenn man im Obergeschoss vielleicht eine zusätzliche Barriere hat, bevor es dann wirklich zu den Zimmertüren, Kinderzimmer, Schlafzimmer geht.

Friedrich Idam:

Aber du hast keine strukturellen Veränderungen im Grundriss vorgenommen. Das Haus funktioniert auch im Zusammenspiel Erdgeschoss-Obergeschoss so, wie sie sich eigentlich in den Jahrzehnten zuvor eine Nutzung eingependelt hat.

Joel Schmalnauer:

Richtig. Ich habe natürlich den Vorteil, dass diese Außentreppe schon da war, dass ich die dann auch wieder nutzen kann. Und ich habe mir jetzt natürlich beim Umbau Gedanken gemacht, wie nutze ich die einzelnen Räume jetzt und wie werde ich diese Räume nutzen, wann es zwei Wohneinheiten gibt.

Friedrich Idam:

Und was waren da so deine Kernüberlegungen? Nach welchem System bist du da vorgegangen? Oder was waren da deine grundsätzlichen Planungsüberlegungen oder Nutzungsüberlegungen?

Joel Schmalnauer:

Es ist natürlich einerseits einmal das Thema der Nassräume, die in meinem Fall einfach vorhanden sind in beiden Geschossen. Also es gibt im Erdgeschoss und im Obergeschoss ein Bad und eine Toilette. Das kann man in beiden Lebenssituationen so nutzen. Das nächste Thema ist natürlich dann die Küche und bei der Küche habe ich mir dann einfach gedacht, naja, sollte sie im Obergeschoss dann einmal eingebaut werden, werde es im gleichen Raum situieren, wie es im Erdgeschoss ist. Und somit habe ich mich einfach dazu entschlossen, die entsprechenden Leitungsführungen im Erdgeschoss zu verlängern, diese im Obergeschoss dann unter Putz vorzubereiten und wenn es einmal so weit wäre, dass diese Küche dort eingebaut wird, kann man einfach sehr leicht zu diesen Leitungen gelangen, die Küche entsprechend dann dort einbauen.

Friedrich Idam:

Und sind Bad und WC, das du vorher genannt hast, im Erdgeschoss und im Obergeschoss jeweils übereinander angeordnet?

Joel Schmalnauer:

Das war zum Zeitpunkt vor meinem Umbau so. Während der Umbauphase habe ich mich aber entschlossen, im Erdgeschoss, das Bad und WC, was einfach sehr prominent im zentralen Bereich meines Hauses situiert war, eben auch durch diese Umbaumaßnahmen, Zubaumaßnahmen, und habe es im Erdgeschoss dann im Nordbereich meines Hauses dann verlegt.

Friedrich Idam:

Aber die Leitungsführung vom Obergeschoss durchs Erdgeschoss, wo jetzt diese Räume nicht mehr vorhanden sind, war die problematisch oder ist die Leitungsführung generell umgelegt?

Joel Schmalnauer:

Ich habe sie umgelegt und in diesem Fall habe ich mich dazu entschlossen, einen der beiden Rauchfänge als vertikale Erschließung zu nutzen. Also das Haus verfügt über zwei Rauchfänge, einmal einen zweizügigen, einmal einen vierzügigen. Und den vierzügigen habe ich erhalten für die aktuelle Heizung, für eventuell auch einmal im Wohnbereich Einzelöfen. Und den zweizügigen Rauchfang habe ich mir entschlossen für die Vertikalerschließung zu verwenden. Einerseits einmal das Abwasser, das ist ohnehin ein gesamter Zug, der dadurch benutzt wird, weil natürlich die Dimension entsprechend groß ist und den zweiten Zug für die Wasserleitungen und auch die Heizungsverteilung.

Friedrich Idam:

Und du hast ja quasi jetzt einen vertikalen Installationsschacht. Hast du da auch Zugangsmöglichkeiten, also ist ja auch für spätere Reparaturen oder wenn Leitungen zu erneuern sind, kommst du da leicht dazu oder müsstest du dann wieder aufstemmen?

Joel Schmalnauer:

Im Bereich der Wasserleitungen ist eben dann in den beiden Geschossen jeweils dieser Installationskasten, eben dieser Fußbodenheizkreisverteiler in diesen Rauchfang eingestemmt und da werden eigentlich die Leitungen dann direkt hineingeführt, also sollte da etwas passieren. Nachzuziehen sein könnte man wahrscheinlich relativ einfach im Bereich dieses Fußbodenheizkreisverteilers dies wieder vornehmen und natürlich im Keller ist relativ schön offen und über Dach kam auch dazu, also da ist sicher noch was möglich. Und ich habe aber versucht, natürlich möglichst viel schon vorab zu erledigen. Also sollte eine PV-Anlage kommen, habe ich zum Beispiel schon einen entsprechenden Leerschlauch vom Keller bis über Dach geführt.

Friedrich Idam:

Dazu ist ja der Rauchfang sehr gut geeignet, weil ja auch schon die ganze Thematik des Durchdringens der Dachhaut, dieses Problem ja bereits gelöst ist.

Joel Schmalnauer:

Richtig, es war trotzdem eine starke Herausforderung, weil in meinem Fall dieser lange ungenutzte Rauchfang, denke durch ein Vogelnest und dann mehrere Jahre Ablagerungen sehr stark an einer Stelle, wo man sehr schwer hin dazugekommen ist, zu war und das hat mich einige Stunden gekostet, das alles zu entfernen.

Friedrich Idam:

Jetzt noch einmal zurück zu dieser Generationennutzung, zu diesem letztlich elastischen Haus, das sich den Bedürfnissen anpasst. Du hast erzählt, du hast im Obergeschoss jetzt für die Nutzung mit Familie Schlafräume, Kinderzimmer untergebracht und später mal, wenn wieder eine eigene Wohnpartei in den oberen Stock einzieht, hast du, alle notwendigen Anschlüsse und Entsorgungsleitungen für die Küche bereits eingebaut. Aber diese Anschlüsse sind ja jetzt nicht sichtbar. Dazu zwei Fragen. Einerseits, du bist Tischlermeister. Du hast dir, denke ich, auch schon Gedanken gemacht, wie diese Küche im Obergeschoss dann aussehen sollte und vermutlich die Leitungen so positioniert, dass sie in dem Fall schon ideal sitzen. Bist du mit der Planung so weit gegangen oder unterstelle ich dir da jetzt etwas?

Joel Schmalnauer:

Ja, in dem Fall habe ich es tatsächlich so gelöst, dass ich wirklich eins zu eins die Situation, die ich im Erdgeschoss jetzt geplant habe für die Küche, im Obergeschoss übernommen habe. Also die Leitungen einfach senkrecht darüber. Bei den Wasser- und Abwasser habe ich mich entschlossen, das Unterputz zu belassen, weil es in dem Bereich relativ einfach ist, das später zu öffnen und auch der Anspruch an die Oberfläche, dass das wieder perfekt ausschauen muss, ist ja nicht gegeben, weil da sowieso die Küche davor hinkommt. Allerdings bei der Elektroinstallation habe ich mich entschlossen, die Steckdosen schon dort anzubringen, wo sie für die Küche auch gut nutzbar wären und auch für die entsprechenden Elektrogeräte, Leerrohre vorgesehen, wo dann eigene Zuleitungen eingezogen werden könnten, weil man eben dann eben für ein Elektroherd eine andere Zuleitung braucht, wie jetzt für eine normale Steckdose in einem Kinderzimmer.

Friedrich Idam:

Aber eine Küchenplanung fürs Obergeschoss gibt es noch nicht.

Joel Schmalnauer:

Ja, wie gesagt, das wäre im Prinzip die gleiche Küchenplanung, die ich im Erdgeschoss auch habe.

Friedrich Idam:

Wenn man sich dem Ende des Lebens nähert, kommt dann auch der Gedanke, dass auch Wissen mit mir sterben wird. Also ich habe hier beim Haus sehr viele Dinge, so ähnlich wie du, wo ich mir überlegt habe, wie kann man das später einmal nutzen, wo sind später einmal Abflüsse. Aber mir ist natürlich klar, wenn ich gestorben bin, ist auch dieses Wissen weg. Und mir wird jetzt nachträglich bewusst, ich habe zwar in der Hausdokumentation schon auch einen Ordner mit Anschlüssen, wo ich teilweise in der Bauphase oder in der Phase, bevor ich den Fußboden verlegt habe, dokumentiert und fotografiert habe, wo diese Anschlüsse sind. Zum Teil habe ich es auch planlich erfasst.

Friedrich Idam:

Ich fürchte aber trotzdem, wenn ich mir das jetzt so ernsthaft durch den Kopf gehen lasse, wenn jemand aus diesen Unterlagen, wo ja diese Dinge nicht explizit dargestellt sind, das zusammensuchen müsste, ich glaube, viele dieser Dinge bis hin zum Elektroschlauch für die Photovoltaik, der irgendwo bei einem Dachdurchbruch versteckt ist. Ich glaube, es geht trotzdem viel Wissen verloren. Und wenn dann jemand einmal vor dem Problem steht, das umzubauen, zumindest in meinem Fall, wird er oder sie das nicht finden. Wie bist du mit diesem Thema Dokumentation umgegangen?

Joel Schmalnauer:

Für alle Installationen, Elektro, Wasser, Abwasser, habe ich mich entschieden, wirklich von jeder Wandfläche einen Ansichtsplan zu zeichnen und ich habe eben auch einen Ordner, wo diese ausgedruckt im Regal, da hoffe ich schon, sollte ich einmal nicht mehr leben, dass das jemandem, wenn es schon zur Verfügung stellt, dann doch diese Person soweit ist, einmal diesen Ordner zu öffnen, wo wirklich raumweise jede Wandfläche planerisch erfasst ist, wo welche Rohre, Leerrohre entlangführen.

Friedrich Idam:

Ich kann mich gut erinnern, wie ich noch teilweise Kind, Jugendlicher war, dass mir mein Vater bei meinem Elternhaus sehr viele dieser Dinge mitgegeben hat im Gespräch oder auch diese Dinge gezeigt hat. Das ist jetzt ein Wissen, das ich immer noch gespeichert habe. Ich habe natürlich vor einigen Jahren mein Elternhaus verkauft. Ich habe auch diesen Käufern quasi das angeboten. Sie haben es nicht nachgefragt und da denke ich auch, das ist letztlich fast totes Wissen für dieses Haus. Meine Sorge ist, dass man sich da vielleicht zu viel Gedanken macht, aber es ist sicher eine Form, es gibt eben diese mündliche Weitergabe der Information, das ist das Traditionelle. Wenn von einer Familie über Generationen das Haus bewohnt wird, denke ich, ist diese mündliche Weitergabe ja eine sehr schöne Form der Informationsweitergabe und ich denke auch sehr effizient, weil man ja gemeinsam dieses Haus bewohnt und dann diese Dinge weiß. Die nächste Form ist die, und ich denke, was du gewählt hast, ist sicher besser als was ich gewählt habe. Ich habe es als digitale Fotos, als digitale Ordner, als digitale Pläne am Computer. Das heißt, vielleicht sollte ich wirklich mir ein Vorbild an deiner Vorgehensweise nehmen und wirklich die Dinge ausdrucken und in einer Mappe zusammenstellen. Also ich glaube, dass hier wirklich die ausgedruckte Papierform die bessere ist. Und jetzt gibt es ja ganz neue Systeme. Es gibt ja diese sogenannten BIM-Modelle. Ich glaube, BIM ist, wenn ich es korrekt weiß, die Abkürzung für Building Integrated Modeling. Ich meine, müsste ich aber jetzt nachschauen, der digitale Zwilling eines Gebäudes. Bist du schon einmal mit diesem Thema konfrontiert worden oder wie denkst du darüber, so ein digitaler Zwilling eines Gebäudes zu schaffen?

Joel Schmalnauer:

Damit bin ich ehrlich gesagt noch nie in Kontakt gekommen. Ich denke, die Langlebigkeit dieser Systeme, ich merke einfach, wie oft gerade alles, was Computerprogramme sind, wo ich in meiner Lebensspanne. Und die ist deutlich kürzer als deine, einfach sehr viele Dinge schon überholt sind und man viele Dinge gar nicht mehr am Computer öffnen kann, die vor 15 Jahren erstellt wurden. Ich war einfach sehr dankbar für alle Unterlagen, die ich von meinem Großvater habe über das Haus. Das war diese Papierform, das sind diese Ordner, wo außen drauf steht, was man zu erwarten hat und dann kann man sich da durchwühlen und findet Schätze.

Friedrich Idam:

Dein Großvater hat wirklich Papierordner angelegt von seinen Maßnahmen. Was hat er alles und wie hat er das dokumentiert?

Joel Schmalnauer:

Mein Großvater war wirklich in diesem Fall ein sehr, sehr genauer Mensch und hat sicher vieles angefertigt, was wirklich nach seinem Ableben im Müll gelandet ist. Zum Beispiel hat er jahrelang auf Kalendern das Wetter jeden Tages mitgeschrieben, was man ja wirklich in Wetterdatenbanken jetzt ablesen kann, wo vielleicht die persönliche Mitschrift da nicht so wichtig ist. Aber eben auch vor allem während der Umbauphasen. Aber es gab wirklich vom Tag, wo er in den 1950er Jahren zum Hausbauen angefangen hat, ab diesem Tag gibt es schriftliche Niederlegungen, Und monatsweise im Jänner 1953 zum Beispiel, was er in diesem Monat am Hausbau getan hat. Ja, das habe ich wirklich genossen, das immer wieder zu lesen und eben dann auch zu den Umbaumaßnahmen, wo vielleicht natürlich ein bisschen die Pläne dazu fehlen, dass man den Bezug hat.

Friedrich Idam:

Also als textlich beschrieben, aber weniger jetzt planmäßig dargestellt.

Joel Schmalnauer:

In dem Fall eigentlich wirklich größtenteils textlich.

Friedrich Idam:

Mir ist jetzt ein sehr ketzerischer Gedanke gekommen, der eigentlich gar nicht so zum Podcast Simple Smart Buildings passt, aber ich spreche ihn trotzdem aus. Ich habe vor, jetzt glaube ich, es ist jetzt wieder ein Jahr her, den dystopischen Roman 1984 von George Orwell ein zweites Mal gelesen. Und in dieser Dystopie wird ein Staat beschrieben, wo die offiziellen Pressearchive ständig nachgefälscht werden. Also es ist, die Archive, die offiziellen Archive werden von staatlichen Behörden ständig korrigiert, sodass es keine verlässlichen Geschichtsquellen gibt. Und ich denke, in so einer dystopischen Situation wäre es natürlich sehr spannend, wirklich die Wetteraufzeichnung des Großvaters, eines Menschen, dem man vertrauen kann und wo man einfach weiß, das ist kein Fake. Der Großvater hat das wirklich so aufgeschrieben, wie das war. Mit dem könnte man andererseits in einer solchen dystopischen Situation letztlich die offiziell bekannt gegebenen Daten überprüfen.

Joel Schmalnauer:

Die Frage ist, wie sinnvoll das bei Wetteraufzeichnungen von 1980 ist zum Beispiel.

Friedrich Idam:

Ich denke, gerade in der Klimaforschung ist es natürlich ein entscheidendes Element zu wissen, wie war das Klima vor 50 Jahren. Und ich denke natürlich, Wetter ist nicht gleich Klima. Das heißt, das ist mir klar, das ist eine lokale Aufzeichnung in Bad Goisern, aber es ist eine Stichprobe. Und man könnte quasi diese Stichprobe mit anderen Stichproben vergleichen. Gott sei Dank sind wir noch nicht in der Situation, wo das notwendig ist.

Joel Schmalnauer:

Was vielleicht relevant ist zu dem Thema, wie zuverlässig Unterlagen sind, da habe ich gelernt, Einreichpläne eher unzuverlässig. Was natürlich im Vorhinein geplant wurde, heißt nicht, dass dann wirklich so umgesetzt wird und das erkenne ich an den Einreichplänen von meinem Haus in den 1970er Jahren angefertigt mit diesem Zubau, dass da nicht zu viel Verlass darauf ist.

Friedrich Idam:

Da denke ich, da gibt es ja diese Methode in der Geschichtsforschung, die sogenannte Quellenkritik, dass man auch immer überlegt, mit welcher Intention wurde ein Dokument verfasst und ein Einreichplan dient ja meiner Meinung nach nicht in erster Linie dazu, um irgendeine Realität abzubilden, sondern der Einreichplan dient dazu, um von der Baubehörde eine Baugenehmigung zu erwirken. Und die Darstellung im Einreichplan wird immer so sein, dass man eine Baugenehmigung bekommt und man wird nicht jene Dinge einzeichnen, die man zwar will, aber die die Behörde nicht genehmigen würde.

Joel Schmalnauer:

Ja, beziehungsweise was dann fünf Jahre später in der Bauphase tatsächlich einfach entschieden wird und wo sich vielleicht die Vorstellungen von Jahren zuvor ein bisschen geändert haben.

Friedrich Idam:

Vielleicht noch einmal eine Zusammenfassung, die Essenz ist: es ist gut vorauszudenken, auf andere Lebensumstände zu denken. Es ist gut, vorausdenkend zu planen und auch schon, zum Beispiel ganz praktisch gesagt, Anschlüsse richtig zu positionieren. Aber genauso wichtig ist es, diese Maßnahmen zu dokumentieren und so einfach und klar zu dokumentieren, dass es technikunabhängig ist und dass es für die nächste Generation oder für den nächsten Besitzer, die nächste Besitzerin klar verständlich ist. Wenn ich dich da richtig verstanden habe, wäre das eine Kombination aus planlichen Darstellungen, Zeichnungen, die aber auch sehr gut beschriftet sind.

Joel Schmalnauer:

Das wäre natürlich der Optimalfall. Natürlich in dem Fall, wo ich sage, das wäre vermutlich eine zweite Wohneinheit, während ich im Erdgeschoss wohne, ist natürlich zusätzlich auch mein Wissen noch verfügbar, das dann entsprechend auch genutzt werden kann. Und ich habe natürlich auch besonders mich im Erdgeschoss auch damit beschäftigt, welche Räume ich dann wie nutzen möchte, weil das eben dann der Bereich ist, wo ich leben würde vermutlich im Alter und dann vielleicht ein Kind mit Familie im ersten Obergeschoss. Aber ich denke, es ist wirklich ein Appell an alle, die umbauen oder die neu bauen. Der Durchschnitt, würde ich sagen, sind meistens eher schon in der Phase, dass bereits eine Familie gegründet worden ist, wann gebaut wird. Und dann geht es ja quasi noch schneller, dass die Kinder wieder ausziehen und dann die Nutzung des gesamten Gebäudes vielleicht einfach das Gebäude zu groß ist.

Friedrich Idam:

Ich schließe mit einem ganz praktischen Hinweis, der mir jetzt spontan eingefallen ist. Ein lieber Freund von mir, der leider schon verstorben ist, hat mir bei der Elektroinstallation eigentlich einen ganz, ganz wertvollen Ratschlag erteilt. Und zwar ist er: bei jedem Leerrohr, bei jedem Schlauch an beiden Enden aus einem möglichst haltbaren textilen Klebeband am Ende ein Etikett anzubringen, wo man mit einem Permanentstift, der wirklich lange haltbar ist, immer zu beschreiben, wo das andere Ende dieses Rohrs ist.

Joel, ich danke dir sehr herzlich für das Thema, das du eingebracht hast. Ich danke dir für das Gespräch und auch die Aufforderung an unsere Hörerinnen und Hörer, wenn sie ein Thema haben, das sie interessiert, das ihnen am Herzen liegt, das sie auch mit mir besprechen möchten, melden sie sich bitte.

Über diesen Podcast

Simple Smart Buildings steht für Gebäude die einfach und dauerhaft gebaut sind. Für die Generationen vor uns war es ganz normal mit einfachen Mitteln dauerhafte Gebäude zu errichten. Diese Art zu bauen hat sich über Jahrhunderte bewährt und wir können daraus lernen. In den verschiedenen Regionen entwickelten sich aus lokal vorhandenen Baustoffen resiliente Baukonstruktionen und Gebäudetypen, welche Jahrhunderte überdauert haben und gerade deshalb immer noch eine hohe Nutzungsqualität bieten. Dieser Podcast erzählt von Möglichkeiten einfach gut zu bauen.
Ab Folge 140 ist für jede Episode ein redaktionell bearbeitetes Transskript hochgeladen.

Feed-URL
https://podcasted3e6b.podigee.io/feed/mp3

von und mit Friedrich Idam und Günther Kain

Abonnieren

Follow us