In dieser Episode von Simple Smart Buildings ein paar Gedanken zum hölzernen Gartenzaun.
Es geht auch hier um langjährige praktische Erfahrungen, die ich mit hölzernen Gartenzaunelementen gemacht habe. Es geht auch um meine Irrtümer, wie ich geglaubt habe, etwas nach bestem Wissen und Gewissen zu machen, um dann nach einigen Jahrzehnten zu sehen, dass die Maßnahme doch nicht so gut war oder sich die Realität anders entwickelt hat als mein Modell, als meine Überlegung, die ich mir dazu gemacht habe. Es geht ganz konkret um einen Gartenzaun, den mein Vater Anfang der 1960er Jahre für das von ihm und meiner Mutter errichteten Eigenheim errichtet hat. Es ist ja eines der Grundprobleme hölzerner Gartenzäune, die doch begrenzte Witterungsbeständigkeit von Holz und wenn der Gartenzaun ausschließlich aus Holz gefertigt ist, ist natürlich das gefährdetste Element die Zaunsäule, die im Übergangsbereich von Erdreich an den Luftbereich - also quasi von Untertag an Obertag oder, wie man auch in Österreich sagt, an der Grenze zwischen Tag und Nacht, dort den stärksten Feuchtigkeitsbelastungen, Feuchtigkeitswechseln ausgesetzt ist und dass an dieser Stelle die stärkste Belastung mit Mikroorganismen und letztlich ein Vermorschen dieser hölzernen Zaunsäule stattfindet. Es gibt, und ich glaube, das wird vielleicht einmal eine eigene Episode werden.
Verschiedene historische Maßnahmen, wie etwa das Ankohlen der Zaunsäulen, dass man diese Säulen im Feuer ankohlen lässt und die Kohle dann eine Schutzschicht bildet, das ist eine sehr, sehr alte Technik. Einen ganz konkreten Hinweis auf dieses Ankohlen findet man bereits beim römischen Architekturtheoretiker Vitruv. Aber jetzt zurück in die frühen 1960er Jahre: Mein Vater hat, und ich glaube, das ist ja auch an den Fotos, die ich zu dieser Episode dazugebe, gut ablesbar, er wollte auch einen sehr dauerhaften Zaun schaffen, auch eine optisch sehr klare Eingrenzung des in Eigenleistung errichteten Eigenheimes.
Und ich kann mich erinnern, er hat mir auch immer wieder davon berichtet, wie er diese massive Arbeit am Zaun unterschätzt hat und wie viel Arbeit er hineingesteckt hat. Um dieses zu Beginn angesprochene Problem mit den schnell vermorschenden, hölzernen Zaunsäulen zu lösen, hat er sich dazu entschlossen, die, in diesem Fall Pfeiler des Gartenzauns, zu mauern bzw. aus Beton herzustellen. Also die Vorgangsweise war die, er hat ein frostsicheres Fundament ausgegraben, das heißt, er hat die ganze Grundgrenze in einer Künette, in einem Graben bis etwa 80 Zentimeter Tiefe von Gelände - Oberkante nach unten gemessen, ausgegraben, händisch natürlich, hat dann in diese Künette ein Betonfundament eingebracht. Und es gibt ja eine Episode dieses Podcasts über händisches Betonieren, die werde ich auch verlinken, wo ich noch eine Originalaufnahme mit der Stimme meines Vaters habe, wo er über diese Tätigkeit des händischen Betonieren berichtet. Und auf dieses Fundament wurde dann ein etwa 40 Zentimeter über Gelände - Oberkante ragender Sockel aufgemauert. Grundsätzlich zum Mauerwerk: er hat und da ist er in eine lokale Tradition - Das Haus steht am Inn und an diesem Fluss gibt es in den Flussterrassen oder gab es riesige Kalksintervorkommen, die aber bereits Ende des 16. Jahrhunderts ausgebeutet waren. Dieser Kalksinter entsteht, wenn aus den Flussterrassen kalkhaltiges Wasser austritt und dann durch CO2-Entzug der im Wasser gelöste Kalk ausfällt und sich ein sehr poröses Sintergestein bildet, das dann, wenn man es aus diesem Vorkommen bricht, das ist sprachlich gar nicht korrekt, ist im bruchfrischen Zustand so weich, dass man es mit Holzsägen schneiden kann.
Dieses Material härtet dann durch CO2-Aufnahme an der Atmosphäre aus und wird dann ein sehr dauerhaftes, langlebiges Baumaterial, ein poröses Baumaterial. Ich habe auch in der Episode über Mauerkronen kurz über die Qualitäten dieses Materials berichtet. Und es wurden gerade in den 1960er Jahren sehr viele historische Objekte abgebrochen und aus diesem Abbruchmaterial gab es auch sehr viele dieser Kalktuffsteine. Und die hat mein Vater in der lokalen Tradition recycelt, weiterverarbeitet, weil es ihm einfach auch sehr wichtig war, von der Optik, von der Ästhetik mit diesem Material zu arbeiten. Weil es aber nicht so reichhaltig zur Verfügung stand, hat die Sichtseite, die Straßenseite mit solchen Kalktuffsteinen verkleidet und die Rückseite, den Kern sowohl des Zaunsockels, der über Gelände - Oberkante ragt und die im Querschnitt quadratischen Pfeiler in ihrem Kern und an der Rückseite und an der Seite betoniert. Das ist die Tragstruktur, die Grundstruktur, ein plinthenartiger Sockel, der durchläuft, die ganze Grundgrenze entlang. Auf diesem Sockel stehen dann diese Pfeiler, sehr mächtig, ich schätze, das ist ein Querschnitt von vielleicht 50 mal 50 Zentimetern und zwischen diesen etwa vier bis fünf Meter entfernten Pfeilern wurden dann hölzerne Gartenzaunfelder eingefügt. Um diese zu befestigen, hat er sich eigentlich ein sehr kluges Befestigungssystem überlegt. Aus diesen Pfeilern ragten jeweils seitlich, also in der Ebene der Zaunfelder, bei jedem Pfeiler nach beiden Seiten vier Flacheisen heraus, starke Flacheisen, vielleicht 40 mm breit, 10 mm stark mit Bohrungen. Und an diesen Flachreisen wurden horizontale Holzelemente befestigt und an diese Holzelemente wurden dann die vertikalen Zaunlatten aufgenagelt. Das System war bewusst so angelegt, dass man, wenn diese hölzernen Zaunfelder, wenn diese Elemente vermorscht sind, dass man dann die, mit Gestellschrauben oder ich glaube in Deutschland sagt man Stockschrauben, befestigten horizontalen Tragelemente wieder entfernen konnte und wieder neu anschrauben.
In der ersten Bauphase, und das war klassisch bei diesen Eigenheimen, und ich glaube es ist ja teilweise immer noch so, dass gegen Ende des Baus das Budget sehr knapp wird, dass das Geld ausgeht. Und auch der Gartenzaun ja letztlich ein Element ist, das bei der Bauphase relativ spät drankommt. Jedenfalls war nicht mehr das Material vorhanden, nicht mehr das Geld vorhanden, um hier diese etwa vier bis fünf Meter langen, Kanthölzer zu kaufen, um dann an Kanthölzern diese vertikalen Zaunlatten zu montieren und da hat mein Vater eine Notlösung gefunden. Es war vom Bau, vom Hausbau war noch das Gerüstmaterial vorhanden und in den 1960er Jahren war es natürlich noch Standard - nicht so wie heute stählerne Gerüstelemente zu verwenden, sondern da waren noch die hölzernen Stangengerüste Standard. Und diese vertikalen Holzelemente waren eben schwache Rundhölzer, sogenannte Stangen, mit einem Durchmesser von 12 plus minus Zentimetern. Und diese Gerüststangen waren natürlich am Ende der Baustelle übrig. Und die hat dann mein Vater nicht zu Brennholz verarbeitet, sondern hat die mit Hilfe einer Baukreissäge in ihrer Länge aufgetrennt, sodass im Querschnitt aus dem ursprünglich kreisförmigen Stangenholz dann zwei halbkreisförmige Querschnitte mit entsprechender Länge zur Verfügung waren. Diese Querschnitte hat er an den Flachreisen, die aus den Zaunsäulen herausragten, dermaßen befestigt, dass die flache Seite nach außen Richtung Zaunlatten wies und die halbrunde Seite nach innen Richtung Garten wies und da hat er dann diese Zaunlatten befestigt. Der nächste Schritt, den er dann vollzogen hat, war die Imprägnierung dieses Materials. Und gerade in den 1960er Jahren hat man natürlich noch nicht so ökologisch gedacht wie heute, sondern da war die Holzimprägnierung, also nicht das Holz unbehandelt lassen, sondern mit einem Mittel zu imprägnieren, um es gegen Verwitterung zu schützen.
Und da muss ich jetzt dazu sagen, bei den Holzimprägnierungen gibt es, denke ich, eine immer noch gültige, relativ einfache Regel: Was wirklich wirksam ist, also was die Zerstörung des Holzes durch Mikroorganismen wirklich nachhaltig behindern sollte; Solche Imprägnierungen müssen giftig sein, die müssen Fungizid sein, die müssen diese Mikroorganismen abtöten, wenn man das möchte. Wenn man aber quasi ungiftig ökologisch arbeiten möchte, ist es eine Illusion zu glauben, mit ungiftigen Werkstoffen diese Mikroorganismen, diese holzzerstörenden Pilze wirklich nachhaltig abtöten zu können. Ich habe die Situation schon geschildert, das Baubudget war knapp und das billigste Holzimprägnierungsmittel, das damals zur Verfügung stand, war Altöl. Altöl, das stammt aus Dieselmotoren und versetzen wir uns zeitlich zurück in die frühen 1960er Jahre. Da gab es natürlich noch keine Rußfilter, keine Partikelfilter, keinen Katalysator. Da war das Motorenöl eines Diesels richtig verrußt, richtig schwarz. Und man hat natürlich auch hier nicht in so kurzen Intervallen Ölwechsel durchgezogen, wie es heute üblich ist. Erstens waren die Motoren viel weniger sensibel als moderne Dieselmotoren und man hat auch hier gespart. Also ein Dieselaltöl war zu Beginn der 1960er Jahre eine wirklich dickflüssige, verrußte, schwarze Brühe und mit diesem, aus heutiger Sicht natürlich ökologisch bedenklichen Imprägnierungsmittel, hat mein Vater dann diesen Zaun imprägniert. Ich kann mich auch noch erinnern, wenn ich dann als Kind über diesen Zaun geklettert bin, ich habe das nicht sehr oft gemacht, wurde ich dann natürlich von meiner Mutter entsprechend gerügt (und auch mein Vater), weil die Kleidung dann entsprechend schwarz und verrußt war, weil sich diese Altöl-Reste dann auf die Kleidung übertragen haben.
Interessanterweise haben diese Zaunfelder bis in die späten 1990er Jahre standgehalten und es gibt noch zwei, drei Felder dieses Zauns, die tatsächlich heute noch in den 2020er Jahren noch halbwegs intakt und haltbar sind. Andere Felder sind aber dann, vor allen Dingen diese horizontalen Rundhölzer, sind dann doch im Laufe der Zeit vermorscht, auch trotz dieser Altölimprägnierung. Und die habe ich dann getauscht. Und da habe ich dann, und das ist jetzt, glaube ich, der Punkt, wo man wieder etwas zu gut macht. Ich habe dann gedacht, naja, diese Rundhölzer, das war ein Provisorium, ein Behelf aus diesen wiederverwendeten Gerüststangen. Das mache ich jetzt ordentlich. Da verwende ich jetzt Kanthölzer. Ich habe dann Kanthölzer aus witterungsresistentem Lärchenholz gekauft, Lärchenkanthölzer 10 x 12 cm. Ich habe dann sogar, um Risse zu vermeiden, an der Unterseite des Kantholzes mit einer Handkreissäge einen Schnitt bis zum Kern gemacht, sodass alle Spannungen sich in diesem Schnitt, der nach unten weist, manifestieren können und an der Oberfläche des Kantholzes keine Risse auftreten. Ich habe dann sogar noch an der Oberseite des Kantholzes quasi als Verschleiß-, als Opferelement noch ein zwei Zentimeter starkes Brett, das nach innen über das Kantholz übergestanden ist, mit einer Tropfnase, aufgenagelt. Also auch hier, um das Kantholz weiter vor Verwitterung zu schützen und habe eben dann auch wieder diese Zaunlatten aufgenagelt, das Ganze natürlich aus ökologischen Gründen naturbelassen, nicht mehr imprägniert und musste dann nach bereits 10, 12 Jahren feststellen, dass dieses Lärchenkantholz bereits wieder verwittert, korrodiert wurde und der Austauschintervall wesentlich kürzer war. Und ich habe natürlich dann Ursachenforschung betrieben und die Hauptursache ist die Feuchtigkeit, das Regenwasser, das zwischen dem horizontalen Kantholz der Tragkonstruktion und der an der Außenseite des Kantholz aufgenagelten Zaunlattung auftritt, dass also da dazwischen Wasser hineinritt und dass dann das Kantholz in diesem Bereich sehr, sehr schnell vermorscht. Und da war natürlich dann die Erkenntnis, dass diese auseinandergeschnittene, halbierte Gerüststange, dieses Halbrunde natürlich das Wasser ablaufen ließ. Also das hier an der Oberseite oder an dieser halbrunden Gerüststange gibt es ja keine horizontale Fläche, sondern da ist sofort die Rundung und das Wasser ist sofort abgeronnen. Also die Geometrie des letztlich minderwertigeren, mit geringerem Querschnitt versehenen Tragholzes war letztlich strukturell wesentlich besser als diese sehr gut gemeinte Kantholzkonstruktion.
Also auch hier, denke ich, habe ich gelernt, es ist nicht immer das Beste, wenn man es ganz gut zu machen versucht. Oft sind die einfacheren Notlösungen auf lange Sicht haltbarer. Natürlich, das zweite Element ist die Imprägnierung mit diesem Dieselmotorenaltöl, aber da denke ich, da gibt es den realen Befund: Ja, die hat sich offenkundig auch bewährt, aber ich denke, heute aus ökologischer Sicht kommt - zumindest für mich eine Imprägnierung aus diesem Werkstoff nicht mehr in Frage.