Simple Smart Buildings

Simple Smart Buildings

Transkript

Zurück zur Episode

Eine sehr schöne Ergänzung zur vorangegangenen Episode, in der ich über die Spalierbäume gesprochen habe und selbstverständlich stelle ich in die Shownotes einen Link zu dieser Episode. Eine schöne Ergänzung zu den Spalierbäumen bildet, so denke ich das Muster 246 in der Mustersprache von Christopher Alexander, das er Kletterpflanzen nennt. Über die verschiedenen Muster dieser Mustersprache habe ich ja schon einige Episoden gestaltet. Dazu gibt es auch Episoden, die überhaupt das Prinzip und das Funktionieren dieser Mustersprache zum Inhalt haben und auch zu diesen Episoden stelle ich in die Shownotes entsprechende Links. Christopher Alexander nennt die Hauptqualität oder das, was er als die Essenz von Kletterpflanzen an Hausfassaden sieht, ist für ihn der sanfte Übergang vom Naturraum, von der Natur zur Kultur, zum Gebäude. Dieser sanfte Übergang, dass nicht eine scharfe Grenze zwischen Natur und Gebäude besteht, sondern dass es hier einen sanften Übergang gibt, wo die Natur ins Gebäude hinübergreift, und diese beiden Erscheinungen zusammenwachsen lässt.

Eine zweite große Qualität, die Alexander für diese Kletterpflanzen nennt, ist das gefilterte Licht. Wenn im Nahbereich von Fenstern und teilweise Vorfenstern, ich habe es ja auch in der Episode über den Spalierbaum erzählt, wenn ich jetzt gerade, wo ich diese Episode aufnehme, aus dem Fenster blicke und diese grünen Blätter des Spalierbaums sehe, die das Licht filtern. Die erzeugen dann im Innenraum eine ganz besondere Qualität und eine weitere Qualität, die Alexander nennt, das ist die Lebendigkeit dieser Pflanzen an der Fassade. Das heißt, die wachsen, die verändern sich und ich denke auch das ist ein schöner Gegensatz dem Gebauten, das doch sehr starr ist und die Veränderungen, der Verfall nur sehr langsam stattfinden, so gehen diese Kletterpflanzen, diese Pflanzen an der Fassade, die gehen natürlich durch den Jahreszyklus, wo sich das Laub, die Blätter bilden, wo sie aber auch wieder abfallen und wieder kahl werden und so die Lichtqualität verändern, aber auch die Tagesänderungen einfach durch Wind. Ich finde es immer besonders schön, wenn dieser Zweig des Spalierbaums vom Wind bewegt wird. Wenn ich beim Blick durch das Fenster diese Lebendigkeit spreche, aber auch außen, Wenn ich an einem Gebäude vorbeigehe und der Wind durch Kletterpflanzen weht, diese Kletterpflanzen bewegt, so kommt eben eine zusätzliche Komponente des Lebendigen an das mehr oder weniger tote Gebäude. Und im Tagesgang ist es ja nicht nur der Wind, es ist ja auch zum Beispiel am Morgen der Tau. Und man empfindet ja auch, wenn man an so einem belaubten oder mit Kletterpflanzen bewachsenen Gebäude vorbeigeht, hat man ja auch das Bedürfnis, diese Blätter zu berühren, also auch diese haptische Qualität und die viel reichere Oberfläche. Also wenn man sich hier jetzt als Kontrast dazu denkt, die Oberflächen, welche in der Mainstream-Architektur bevorzugt werden, glatte Betonwände, industriell gefertigte Werkstoffe in hoher Perfektion und Dichte und hier als Gegenentwurf, als Gegenbild die Kletterpflanze, die hier ganz andere Qualität bringt. Und mir fällt jetzt spontan ein Gebäude vom japanischen Architekten Tatao Ando ein, der ja als einer der Meister des Stahlbetonbaus gilt, wo seine Gebäude Stahlbetonoberflächen in höchster Präzision besitzen. Und da gibt es ein Gebäude, das eben auch bewachsen ist. Und gerade da wird dann dieser Kontrast zwischen diesen sehr scharfkantigen, harten, künstlichen Materialien und dieser Lebendigkeit der Kletterpflanzen noch mehr deutlich. Und dieser Kontrast, so denke ich, bildet sehr spannende Gegensätze und macht ein Gebäude noch viel, viel interessanter.

Ein abschließender, ich denke, sehr schöner Gedanke von Christopher Alexander zu diesen Kletterpflanzen an den Hausfassaden ist die Pflege. Wenn man jetzt sein Haus, sein Gebäude bewachsen lässt, so erfordern ja diese Kletterpflanzen eine Pflege. Es ist teilweise der Schnitt, dass sie nicht allzu sehr wuchern, dass sie die Fenster nicht allzu sehr überwachsen, aber auch, dass für ein gedeihliches Aufkommen gesorgt wird, dass man, falls erforderlich, in langen Trockenperioden diese Pflanzen begießt, dass man sie düngt, dass man Zeit investiert, Engagement, Liebe in diese Pflanzen, damit sie aufkommen, schön gedeihen und darin sieht Alexander einen Dialog mit den anderen Menschen. Also ein offenes Zugehen auf die Gesellschaft, wenn fremde Menschen jetzt an einem solchen Gebäude vorbeigehen, das mit gepflegten Kletterpflanzen bewachsen ist. So ist das ein sehr positives Signal an die Außenwelt, dass der oder diejenige, die das Gebäude pflegen, quasi damit der Öffentlichkeit, den Passanten ein Geschenk machen.

Über diesen Podcast

Simple Smart Buildings steht für Gebäude die einfach und dauerhaft gebaut sind. Für die Generationen vor uns war es ganz normal mit einfachen Mitteln dauerhafte Gebäude zu errichten. Diese Art zu bauen hat sich über Jahrhunderte bewährt und wir können daraus lernen. In den verschiedenen Regionen entwickelten sich aus lokal vorhandenen Baustoffen resiliente Baukonstruktionen und Gebäudetypen, welche Jahrhunderte überdauert haben und gerade deshalb immer noch eine hohe Nutzungsqualität bieten. Dieser Podcast erzählt von Möglichkeiten einfach gut zu bauen.

Feed-URL
https://podcasted3e6b.podigee.io/feed/mp3

von und mit Friedrich Idam und Günther Kain

Abonnieren

Follow us