Simple Smart Buildings

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Transkript

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Eine Hörerin fragt mich nach dem Idealen Material für Küchenarbeitsflächen. Stein, Beton, Terrazzo, Holz. Was wurde früher wo verwendet? Hat sich etwas bewährt? Diese Frage, denke ich, kann man natürlich von verschiedenen Seiten angehen. Eine Betrachtungsweise ist sicher die ästhetische. Wie ist die Küche gestaltet? Welches Designkonzept? Welches Materialkonzept? Welches Farbkonzept? Ich denke aber, man kann die Frage auch von einer praktischen Betrachtungsweise aus angehen, welches Material eignet sich besonders gut, wie verändert sich das Material im Lauf der Zeit, wie alterungsbeständig ist das Material oder altert es mit Würde oder mit weniger Würde? Wie fühlt man sich bei dem Material? Und ich denke, ein ganz wesentliches Element bei einer Küchenarbeitsfläche ist der haptische Kontakt, ist der wirkliche körperliche Kontakt, den man bei der Arbeit an dieser Arbeitsfläche, mit dieser Fläche besitzt. Und da gibt es das Phänomen der Wärmeleitung. Es gibt einfach Substanzen, welche die Wärme sehr schnell leiten, quasi die Wärme aus der Hand ziehen, wenn sie die Hand auf die Arbeitsfläche drauflegen, wenn sie die Arbeitsfläche berühren, die Wärme aus der Hand ziehen. Diese gut wärmeleitenden Materialien, das sind eben Steine, vor allen Dingen sehr dichte Steine.

Es ist aber auch Beton und Terrazzo. Holz und bestimmte Kunststoffe leiten diese Wärme weniger schnell und fühlen sich einfach wärmer an. Umgekehrt natürlich, diese Wärmeleitung steht in einem Zusammenhang mit der Dichte. Je dichter ein Material, je geringer sein Porenanteil, desto intensiver ist seine Wärmeleitfähigkeit. Und da gibt es natürlich sehr dichte Steinmaterialien wie etwa Granit. Und dieser Granit mit seiner äußerst dichten Struktur, der leitet natürlich die Wärme sehr schnell und fühlt sich entsprechend kalt an. Natürlich, diese Dichte ist aus einem anderen Betrachtungswinkel und dieser Betrachtungswinkel wird natürlich auch sehr oft auf Küchenarbeitsflächen gelegt und das ist die Möglichkeit des Reinigens.

Je dichter ein Material ist, je weniger Poren es besitzt, desto weniger leicht können natürlich Verschmutzungen in diese Poren eindringen und desto leichter zu reinigen ist das Material, desto sauberer ist das Material. Da fällt natürlich auch die sogenannte Oberflächenfaktur hinein. Also die Faktur, das ist ein Fachbegriff, der kommt aus dem Lateinischen von "facere", machen. Also wie ist diese Oberfläche gemacht? Und da ist natürlich ein Kriterium die Rauigkeit oder Glattheit einer Oberfläche. Wenn eine Oberfläche sehr glatt ist, dann nimmt sie natürlich auch den Schmutz wesentlich weniger leicht auf als raue Oberflächen.

Und da ist es natürlich beim Stein das sogenannte Polieren, dass polierte Oberflächen den Schmutz am wenigsten leicht aufnehmen, Aber möglicherweise sich nicht nur am kältesten anfühlen, sondern auch wirken. Stellen Sie sich so einen klassischen österreichischen dichten Granit wie einen etwa Weinsberger Granit vor oder einen Schremser Granit. Und da ist schon auch eine Anmutung einer Kälte, aber das ist natürlich Geschmackssache und das, denke ich, muss wirklich jeder Mensch aus seinem Bauchgefühl, aus seinem Gefühl, was ihm oder ihr gefällt, heraus entscheiden.

Bei den Steinen gibt es eben diese Hartgesteine, diese Granite, die sind polierfähig und halten auch diese polierte Oberfläche, weil sie eben auch eine entsprechende Härte besitzen. Wenn wir dann weiter zu den angefragten Materialien, zu den Kunststeinen kommen, also der Beton, ja, es ist möglich, sehr starke, dichte Betone herzustellen. Da gibt es diese Gruppe der Hochleistungsbetone, diese Ultra High Performed Concrets. Da wird in die Betonmischung werden zum Beispiel auch Mikrosilizia dazugegeben, um auch eine sehr, sehr dichte Betonstruktur zu bekommen. Ob solche High-Tech-Betone für Küchenarbeitsflächen zur Verfügung stehen, weiß ich nicht. Ich kenne keine konkreten Beispiele, aber die wären möglicherweise auch gut geeignet.

Terrazzo ist ein sehr weiter Begriff. Terrazzo sind letztlich Kunststeine, wo eine Körnung, ein Steingranulat, bunte Steine mit einer Matrix zusammengefügt werden. Und diese Matrix, in der diese Steine gebunden sind, das kann einerseits eine zementgebundene Matrix sein, kann aber auch eine kalkgebundene Matrix sein, wird sehr häufig für Fußböden verwendet. Da gibt es eben den Klassiker des Kalkterrazzo, eine ganz eigene, spezialisierte Arbeitstechnik ist. Da denke ich, wird es sicher einmal eine Episode dieses Podcasts im Smart Buildings über Kalkterrazzo geben. Und dann gibt es eben die klassischen zementgebundenen Terrazzoböden oder Terrazzoplatten. Und ich denke, für eine Küchenarbeitsfläche ist ein kalkgebundener Terrazzo nicht geeignet. Er ist da zu brüchig, zu wenig fest. Also das müsste dann ein zementgebundener Terrazzo sein. Da werden auch Weißzemente verwendet. Also es gibt ja verschiedene Portland-Zementsorten. Die Standardsorten sind grau, aber es gibt auch zum Beispiel von der Firma Dyckerhoff einen weißen Portland-Zement. Ich glaube, das ist auch ein höherwertiger Zement, ein Zement mit einer größeren, höheren Festigkeitsklasse. Und diese Weißzemente, die kann man auch mit bestimmten Pigmenten, das müssen wieder kalkrechte Pigmente sein, also das sind Farbpigmente wie zum Beispiel Eisenoxid oder überhaupt aus der Gruppe der Metalloxide. Da kann man eben auch die Zementmatrix einfärben und kann so sehr schöne Farbeffekte erzielen. Vor allen Dingen auch in der Auswahl der Körnungen, also was man dann als Zuschlagstoff gibt. Da kann man dann zum Beispiel auch gebrochenen Marmor, also Marmorkörnung, kann man alle möglichen bunten Körnungen in einer bunten Matrix binden. Also da gibt es sehr viele Gestaltungsmöglichkeiten. Terrazzo ist auch polierfähig, wenn eine entsprechend hochwertige Zementmatrix und entsprechend hochwertiges Steinmaterial verwendet wird.

Also das wäre sicher auch eine Möglichkeit. Die Frage ist auch natürlich immer eine der Gestaltung, ob das zu dem Konzept passt, wie man seine Küche gestalten will. Dann gibt es noch ein Material, das durchaus auch für Arbeitsverwendung findet. Das ist ein Kunststoff, das ist Corian. Bei Corian wird auch ein mineralischer Kunststoff, ein Mineralpulver, ein Steinpulver in einer Kunststoffmatrix gebunden. Dieses Corian zeichnet sich ebenfalls durch eine hohe Dichte aus, ist aber nicht so kalt wie etwa die vorher genannten polierten Granite. Corian ist allerdings zumindest in Europa sehr teuer. In den USA ist es eigentlich ein Massenprodukt, das man in den Baumärkten relativ kostengünstig erwerben kann und wird dort natürlich dann als Standardmaterial für solche Arbeitsflächen verwendet. Ich persönlich, und vielleicht spüren Sie ja schon, dass ich mich zu diesem Thema so hinhantle, ist Holz das Material der Wahl für eine Arbeitsfläche in der Küche. Ich selbst verwende Holz für die Küche, in der ich manchmal arbeite.

Und auch beim Holz ist natürlich wieder die Frage der Holzwahl. Auch hier gilt wieder Holz. Es gibt Holzarten, die sehr dicht sind, die sehr feine Poren besitzen, die den Schmutz weniger leicht aufnehmen. Das sind Holzarten wie etwa Ahorn, also der Bergahorn, aber auch zum Beispiel Birnbaum. Das sind sehr dichte Hölzer, auch zum Beispiel die Weißbuche, die für solche Arbeitsplatten, für solche Arbeitsflächen in der Küche sehr gut geeignet sind. Ich selbst habe das Experiment gewagt und eine Arbeitsplatte aus Eiche, die eigentlich durch ihre Porigkeit eigentlich relativ großporig ist, kann aber jetzt auch nach mehrjähriger Verwendung bestätigen, Es ist durchaus auch möglich, ein grobporigeres Holz zu verwenden. Man muss es natürlich entsprechend behandeln und da ist die Oberflächenbehandlung mit Öl. Ich verwende für das Ölen dieser Küchenarbeitsfläche Leinöl. Es ist ja mir auch sehr wichtig, auf dieser Arbeitsfläche werden natürlich sehr viele Lebensmittel verarbeitet Und da denke ich, da sollte auch das Material, mit dem man eine Oberfläche fasst, könnte man ja sagen, eine Tiefenbehandlung durchführt, weil ja auch dieses Öl dann in die Poren eindringt, dass man hier auch ein Material verwendet, das als Lebensmittel geeignet ist. Und Leinöl besitzt eben diesen Charakter. Leinöl ist eben einerseits ein, wie es heißt, gesundes Lebensmittel, aber da besitze ich nicht die entsprechende Expertise dazu. Aber es ist auch ein sehr gutes Oberflächenimprägnierungsmittel für Holz, weil Leinöl durch UV-Einwirkung und durch Sauerstoffaufnahme aushärtet. Also Leinöl ist ein härtendes Öl. Und man muss natürlich diese Leinölpflege regelmäßig durchführen. Bei mir ist es so, ich konsumiere auch Leinöl als Nahrungsmittel und wenn dann die Leinölflasche quasi aufgebraucht ist, wenn auch bei bestem Willen nichts mehr herausrinnt, dann drehe ich diese Flasche geöffnet um, stellt sie quasi auf den Kopf auf die Küchenarbeitsfläche, lasse dann ein paar Stunden stehen und da fließen dann noch die letzten Tröpfchen heraus und dieses Leinöl reibe ich dann mit der Hand in diese Arbeitsfläche ein. Und die hat jetzt wirklich im Lauf der Jahre, in der ich sie benutze, in der sie benutzt wird, eigentlich eine sehr, wie ich denke, schöne Oberfläche entwickelt. Nimmt auch dann immer, ich habe da auch ein wirklich gutes Gefühl, wenn ich es dann mit diesem Leinöl einreibe. Aber zuvor gibt es natürlich auch noch die Behandlung des Holzes. Wie muss erstmals das Holz vorbereitet werden? Und da geht es wieder wie beim Stein, wo es das Thema der Glätte der Oberfläche war.

Wie bekommt man beim Holz die glatteste Oberfläche? Und da ist die ganz traditionelle Methode der Putzhobelung. Man kann natürlich auch Holz schleifen.

Schleifpapier funktioniert ja so, dass auf einem Trägermaterial feinste Körnungen eines sehr scharfkantigen Schleifgranulats aufgeklebt sind und auch wenn das Schleifpapier eine sehr, sehr feine Körnung besitzt im Mikrobereich, rauen Sie das Holz trotzdem immer noch auf. Wenn man es mit der klassischen Methode des Hobels macht, und da gibt es spezielle Hobel, sogenannte Reformputzhobel. So ein Reformputzhobel ist für mich ein tolles Beispiel einer mittleren Technologie. Ich habe über diese Idee der mittleren Technologien ja schon eine eigene Episode dieses Podcasts gemacht. Das werde ich in den Shownotes entsprechend verlinken. Und beim Reformputzhobel kann man sehr viele Dinge am Hobel einstellen. Also man kann den Abstand der Klappe zu der Hobelklinge einstellen, man kann auch die Weite des Mauls einstellen. Und mit so einem Reformputzhobel, wenn der gut geschärft ist, wenn der gut eingestellt ist und wenn man die Handwerkstechnik des Hobelns beherrscht, dann kann man wirklich mit diesem Hobel hochglatte Flächen erzeugen, die wirklich durch den Schnitt definitiv auch im Mikrobereich glatt sind. Das funktioniert bei Hölzern mit einem relativ gleichmäßigen Faserverlauf sehr gut. Wenn das Holz sehr unruhig, sehr lebhaft ist, wenn der Faserverlauf stark wechselt, ist natürlich das Hobeln schon eine handwerkliche Herausforderung und da gibt es ein alternatives Werkzeug. Das ist die sogenannte Ziehklinge. Eine Ziehklinge ist ebenfalls ein schon sehr altes Werkzeug für die Bearbeitung von Holzoberflächen, aber das ist nicht mehr Intermediate Tec, also nicht mittlere Technologie. Das ist eigentlich etwas sehr Archaisches. Das ist letztlich eine Stahlplatte, ein Stahlplättchen.

Nachdem man es recht winkelig zugeschliffen hat, kann man mit dem sogenannten Zieklingenstahl einen sehr feinen Grat aufziehen und man kann dann schabend wirklich auch sehr fein das Holz abziehen und bekommt auch eine ähnlich glatte Oberfläche. Holz hat natürlich dann den Vorteil, dass ja Holz eine sehr langsame Wärmeleitfähigkeit besitzt. Also wenn Sie dann die Hand auf eine solche Holzarbeitsfläche legen, fühlt sich die viel wärmer und wie ich denke, aber das ist natürlich subjektiv angenehmer.

Ein Vorteil, so wie ich denke, der Holzarbeitsfläche ist, sie sind auch weicher. Das heißt, wenn Ihnen eine Tasse, eine Flasche auskommt aus der Hand und vielleicht ein, zwei Dezimeter auf eine Arbeitsfläche fällt, so ist es im Regelfall so, dass sie auf der Holzoberfläche nicht zerbricht, weil diese Oberfläche weicher, elastischer ist als zum Beispiel eine Steinoberfläche. Eine polierte Granitoberfläche in ihrer Härte, die setzt einem herabfallenden Gegenstand natürlich so einen Widerstand entgegen, dass die Wahrscheinlichkeit des Zerbrechens viel größer ist. Ähnlich geht es natürlich auch mit Messern. Sie werden natürlich, wenn Sie eine Steinarbeitsfläche haben, werden Sie natürlich auf entsprechenden Schneidbrettern die Schneidarbeiten durchführen. Aber wenn Sie die Messer dann ablegen, ist natürlich die Wahrscheinlichkeit, dass das Messer leicht abstumpft, wenn Sie es auf einer Steinarbeitsfläche ablegen. Im Gegensatz, wenn Sie es auf einer Holzarbeitsfläche ablegen, wird natürlich die Schneide des Messers wesentlich länger halten und das Messer länger scharf bleiben.

Vielleicht noch zum Abschluss ein paar praktische Tipps, Erfahrungen, die ich gesammelt habe. Ich habe die Arbeitsfläche bereits 70 cm tief gemacht. Es ist ja so, dass im Regelfall unsere Küchenmodulgröße 60 cm beträgt. Also 60 Zentimeter, da steckt noch das alte Fußmaß drinnen, also da stecken diese zwei Fuß drinnen. Das geht tatsächlich zurück auf den römischen Pes imperialis, der ziemlich genau in der Größenordnung von 30 Zentimetern war. Also dieses uralte Maß haben wir immer noch in unseren Küchen stecken. Aber eine Küchenarbeitsfläche von 60 Zentimetern, das wirkt schon aufs Erste ausreichend tief. Aber ich habe die Erfahrung gesammelt, man hat natürlich auch immer sehr viele Hilfsgegenstände auf dieser Arbeitsfläche stehen, von irgendwelchen Körben, wo Lebensmittel drinnen sind, von Flaschen, von Zutaten. Also es ist zumindest bei mir diese Arbeitsfläche immer sehr schnell vollgestellt, sodass der verbleibende Restbereich, der dann wirklich frei zum Arbeiten ist, oft gar nicht mehr so tief ist. Und obwohl ich aus dieser Überlegung heraus die Arbeitsfläche bereits 70 Zentimeter tief gemacht habe, denke ich mir manchmal, naja, wenn ich es 80 Zentimeter tief gemacht hätte, wäre es natürlich noch günstiger. Also diese Überlegung, natürlich ist dann die Frage, was macht man mit den fehlenden 20 Zentimetern, die dann zu den Tiefen der Normgeräte fehlen. Also da muss man sich dann bei der Planung natürlich schon Gedanken machen, gibt es aber durchaus interessante Lösungen. Und ein letztes, was ich auch wirklich anraten möchte, ist quasi an der Wand, die dann von der Arbeitsfläche in die Höhe geht, ausreichend Steckdosen anbringen. Also es sind so viele Geräte, die man dann betreibt und ich schätze es nicht sehr, wenn ich dann Geräte umstecken muss, da bin ich dann vielleicht auch zu faul. Also bei so einer Küchenarbeitsfläche, denke ich, können durchaus - natürlich klug überlegt bei der Verteilung - durchaus neun Steckdosen positioniert sein.

Über diesen Podcast

Simple Smart Buildings steht für Gebäude die einfach und dauerhaft gebaut sind. Für die Generationen vor uns war es ganz normal mit einfachen Mitteln dauerhafte Gebäude zu errichten. Diese Art zu bauen hat sich über Jahrhunderte bewährt und wir können daraus lernen. In den verschiedenen Regionen entwickelten sich aus lokal vorhandenen Baustoffen resiliente Baukonstruktionen und Gebäudetypen, welche Jahrhunderte überdauert haben und gerade deshalb immer noch eine hohe Nutzungsqualität bieten. Dieser Podcast erzählt von Möglichkeiten einfach gut zu bauen.

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von und mit Friedrich Idam und Günther Kain

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