Simple Smart Buildings

Simple Smart Buildings

Transkript

Zurück zur Episode

Ein paar Gedanken zu Holzfußböden. Ich lebe eigentlich schon sehr lange in Räumen mit Holzfußböden. Ich bin in einem Haus mit Holzfußböden aufgewachsen und die erste Wohnung in Wien, das war eine Wohnung, ein Gründerzeithaus, um 1900 errichtet. Da waren wir im obersten Stockwerk und in den Räumen waren überall sehr, sehr breite Holzfußböden aus Weichholz. Also ich nehme an, das war Fichte oder Panne. Die Dielen waren mindestens 30 Zentimeter breit und die waren.

Als wir die Wohnung übernommen haben, ganz dick mit einer Lackschicht überzogen, darunter ein Ölanstrich. Die haben wir dann eigentlich sehr mühevoll entschichtet. Das ging insofern gut mit einem Heißluftfön, diese thermische Entschichtung, weil wir eben die unter der Lackschicht liegende Ölfarben-Schicht aufwärmen konnten und dadurch eigentlich die große Farbmasse entfernen und eben dann die Böden mit einer Bodenschleifmaschine schleifen. Und von da, dann wurden wir damals das erste Mal mit einer alternativen Oberflächenbehandlung konfrontiert. Bis dahin, oder?

Ich habe immer, und das war in den 1980er Jahren, eigentlich nur das sogenannte Versiegeln von Holzfußböden gekannt. Und da wurden die Böden mit sehr beständigen Zwei-Komponenten-Lacken, sogenannten Desmodur-Desmophen-Lacken, das waren so richtige chemische Hardcore-Lacke, beschichtet.

Allerdings in den Bewegungszonen über die Jahre haben natürlich auch diese sehr harten Beschichtungen nicht standgehalten und wurden eigentlich sehr unschön. Und damals hat uns ein Kollege ein skandinavisches Bodenöl empfohlen. Das heißt, aus Skandinavien kam diese Entwicklung der geölten Böden und wir haben damals eben erstmals Böden geölt und damit sehr gute Erfahrungen gemacht. Vor allen Dingen auch in den Bewegungszonen hat sich dieses Öl nicht abgetreten. Wenn es dann einmal ein bisschen stumpfer wurde, dann Haben wir einfach wieder nachgeölt. Ein Nachteil, den wir bei diesen Weichholzböden empfunden haben, das war die Neigung zu schiefern, also schiefern in Österreich. Das heißt, glaube ich auf Hochdeutsch, Holzsplitter, vor allen Dingen Bretter, keine Kernbretter mit stehenden Jahresringen, sondern Seitenware mit liegenden Jahresringen beim Weichholz. Da besteht eben die Tendenz, dass sich durch die Benutzung, durch die dauernde Belastung die Spätholzschichten abheben und eben dann Splitter entstehen, die man sich beim Barfußgehen in die Fußsohle einziehen kann, was unangenehm ist. Dieses Phänomen habe ich auch bei Lachen Holzboden beobachtet, eben auch wenn nicht Bretter aus dem zentralen Bereich des Stammes verwendet wurden, sondern diese sogenannte Seitenware. Wie ich dann begonnen habe, gemeinsam mit meiner Frau unser Haus in Hallstatt zu bauen, da war natürlich auch die Frage, welche Böden ins Haus kommen. Und da sind verschiedene Böden und da möchte ich vielleicht auch noch einmal eine andere Episode gestalten über Nicht-Dielenböden. In der Episode geht es eben um die Dielenböden.

Und da habe ich in der Hallstätter Schule, in der ich damals unterrichtet habe, einen Meisterschüler unterrichtet. Und der hat sich auf die Herstellung von massiven Breitdielen spezialisiert. Dabei geht es darum, dass das Holz, in dem Fall Eiche oder Esche, er bietet aber auch Tanne und Fichte an, wird im sogenannten Scharfschnitt, also mit einer parallelen Sägeblattführung, wird der Baumstamm, das Bloch, auf etwa 5 cm starke Pfosten zersägt. Die werden dann luftgetrocknet und gehobelt, sodass dann die fertige Breitdiele aus Massivholz etwa 4 cm stark ist. Dieser Scharfschnitt bedingt natürlich, dass die Pfosten im zentralen Bereich des Stammes, die sogenannte Kernware, wobei man hier einschränkend sagen muss, es gibt Scharfschnitte.

Die enge Kernzone, also etwa ein Radius 5 cm rund um den Kern.

Rund um den Mittelpunkt des Holzes, ist die spannungsreichste Zone des Baumstamms. Also das ist der Abfall, aber alles andere in diesem Kernbereich besitzt eben sogenannte stehende Jahresringe.

Da liegen die Spätholzzonen, natürlich auch die Frühholzzonen, im rechten Winkel zur breiten Oberfläche des Pfostens. Und das ist die Top-Qualität, während die Qualität nach außen hin zum Rand des Stammes immer mehr sogenannte liegende Jahresringe hat. Die Textur dieser Seitenware ist dann dieses fladrige Bild. Das ist natürlich wieder die schönere Textur, während die Textur der Kernware eher schlicht, geradlinig verläuft, nicht so lebhaft ist, aber eben eine größere Widerstandskraft durch diese stehenden Spätholzzonen besitzt. Und zum Rand hin werden die Pfosten natürlich auch schmäler. Und was mir bei dieser Verarbeitungsform so gut gefällt ist, dass jeder Pfosten so besäumt wird, dass er möglichst breit bleibt. Das heißt, wir haben im Kernbereich dann letztlich zwei etwas schmälere, weil ja bei dem wirklichen Kernpfosten der Kern diese 5 cm große Zone herausgetrennt wird, also quasi zweimal die Breite des Radius. Dann, wenn wir uns zum Rand hin bewegen, der nächste Pfosten, der dann keinen Kern mehr enthält.

Der hat dann fast den Durchmesser des Stamms und weiter zum Rand hin werden eben die Pfosten immer schmäler, dann wird die sogenannte Waldkante, also dieses Element am Rand, wo eben ein Teil des Stammumfangs noch abgebildet ist, diese Waldkante wird abgetrennt und dann bleiben eben unterschiedlich breite Pfosten über und das nennt man sogenannte fallende Breiten. Dann werden auf diese Pfosten in ihrer Längsrichtung formschlüssige Verbindungen aufgefräst, die sogenannte Verbindung von Nut und Feder, das ist diese Breitenverbindung, die formschlüssig ineinander greift, die ein Quellen und Schwinden des Bodens erlaubt, ohne dass es dabei zu Formänderungen der einzelnen Pfosten kommt. Sehr wichtig beim Einbau dieser Pfosten ist es dann, auf die richtige Holzfeuchte zu achten. Also es ist bei einem Einbau eines solchen breitdielen Bodens sehr, sehr wichtig, im Bestand zu messen, wie groß ist die Holzfeuchtigkeit im Bestand und dann den neu zu verlegenden Boden auf diese Feuchtigkeit hin zu konditionieren. Denn wenn man die Pfosten zu trocken einbaut, dann quellen sie auf und können sich im Raum aufwölben, wenn die Wände so stabil sind. Oder, wie es mir passiert ist, aus Fehlern lernt man eben, ich habe den ersten Boden zu trocken eingebaut, der ist dann um 10 cm in seiner gesamten Breite aufgequollen und hat die Terrassentür nach außen gedrückt, sodass dann eine relativ aufwendige Reparatur notwendig war.

Und aus diesem Fehler, aus diesem Baufehler, aus diesem Schaden habe ich gelernt und mache jetzt eigentlich eine sehr genaue Holzfeuchtemessung des Bestandes.

Rede dann mit dem Lieferanten, dass er entweder die Pfosten gar nicht in die Trockenkammer gibt, sondern eben lufttrocken liefert und ich sie dann noch einige Tage akklimatisieren lasse, sodass die Holzfeuchtigkeit mit der des Bestandes übereinstimmt und dann gibt es eben keine solchen unangenehmen Überraschungen mehr. Die Pfosten werden dann auf sogenannte Polsterhölzer, das sind Latten mit einem Querschnitt von etwa 5 x 8 cm verlegt und auch diese Latten, gehen nicht über die gesamte Länge durch, sondern auch die werden wieder schwimmend in einer Beschüttung verlegt, sodass sich der Boden bewegen kann, ohne dass es zu unangenehmen Spannungen kommt. Und es ist natürlich klug, am Rand eine Fuge von zwei, drei Zentimetern zu lassen, die man ja sehr elegant mit einer schönen Detaillösung der Sockelleiste überdecken kann. Da gibt es schöne Lösungen, auch die Sockelleiste bündig in die Wand einzubauen und dahinter nicht mehr sichtbar ist dann die Luft, in die dann der Boden, falls es doch etwas feuchter wird, quellen kann bzw.

Auch natürlich sich zusammenziehen kann. Die Frage bei diesen massiven Holzböden ist die nach der Fußbodenheizung und auch da gibt es eigentlich sehr, sehr schöne Lösungen. Da gibt es Formelemente, das sind vorgefertigte Ziegel, die Nuten besitzen und in diese Nuten kann man dann die Schläuche einer Fußbodenheizung einlegen. Und auch diese Betonsteine liegen auf dieser Schüttung.

Das heißt, je nachdem, es ist ja auch mit dem Abstand der Polsterhölzer, kann man die Elastizität des Bodens bestimmen. Die große Qualität solcher Dielenböden besteht ja darin, dass sie schwingen. Vielleicht haben Sie das schon erlebt, wenn Sie über sehr harte Böden gehen. Also wenn zum Beispiel Bodenbelege, Linoleum auf einem Estrich verlegt ist oder Klebepakete auf einem Estrich, das sind ja sehr harte Böden. Und wenn man den ganzen Tag über solche Böden geht, dann ermüden die Füße im Laufe des Tages. ist. Und wenn Sie jetzt solche Dielenböden verwenden und die Abstände der Polsterhölzer entsprechend breit gewählt werden, also wir reden da von etwa 90 cm bis 1,20 m, das hängt natürlich auch zusammen, wie stark die Dielen sind. Je massiver die Dielen und bei diesen 4 cm starken Dielen kann man sich so weite Polsterhölzerabstände erlauben. Da überbrücken ja diese starken, Dielen den Abstand zwischen den Polsterhölzern. Also man kann mit den Faktoren Stärke des Bodens, Elastizitätsmodul dieses Holzes und Abstand der Polsterhölzer die Elastizität des Bodens einstellen. Und da liegen eben dann in regelmäßigen Abständen diese Polsterhölzer in der Beschüttung, dazwischen diese Ziegelelemente mit den Nuten, in denen die Fußbodenheizung eingelegt ist und darüber liegt schwimmend dieser Dielenboden. Und das System ist natürlich träge. Es ist klar, einerseits haben diese Ziegel mit den Nuten, die Beschüttung, die haben alle ein sehr gutes Wärmespeicherverhalten und natürlich auch das Holz. Ich habe schon in einigen Episoden darauf hingewiesen, dass die Wärmespeicherfähigkeit von Holz, von einem Kilogramm Holz etwa dreimal so groß ist wie die Wärmespeicherung eines Kilogrammziegels. Das heißt, das System ist träge.

Einerseits dauert es relativ lange, bis sich dieses System aufgewärmt hat. Andererseits hält es dann aber auch sehr lange die Temperatur. Das heißt, dieses System ist natürlich für den Dauerbetrieb geeignet. Das ist geeignet für ein Haus, das man laufend bewohnt, ist aber auch, und ich denke, das besitzt durchaus Aktualität, auch zum Puffern von Energie geeignet. Also wir entwickeln uns ja in unserem Energieangebot durch alternative Energiequellen zu immer volatileren Energieangeboten und auch natürlich zu unterschiedlichen Preisen der Energie. Und gerade da ist es dann spannend, ein System zu besitzen, in dem man die Wärme einspeichern kann, sprich zu Zeiten, wenn die Energie, wenn der Strom billig ist, das Heizungssystem zu betreiben, die Wärme im System einzuspeichern und nicht dann heizen zu müssen, wenn der Strom sehr teuer ist. Die Oberflächenbehandlung dieser Hartholzböden, dieser Dielenböden, die haben wir auch wieder mit Öl durchgeführt und dieses Ölen der Böden erfordert auch eine gewisse handwerkliche Geschicklichkeit. Wir haben die Erfahrung gemacht, mit einem Lackroller kann man dieses Öl sehr gut und sehr gleichmäßig auftragen. Man darf nicht zu viel und nicht zu wenig Öl auftragen und dann kann man noch mit einem Schleifvlies dieses Öl in den Boden wirklich einreiben, einmassieren und dann wartet man ab, ob er noch Öl braucht.

Meistens ist dann noch eine zweite Ölung erforderlich. Und dann ist die Oberflächenbehandlung abgeschlossen. Und wir haben dann gemerkt, nach etwa 10 bis 15 Jahren nimmt der Glanz, Jetzt nimmt der Ölgehalt an der Oberfläche ab und dann kann man einfach nach einer gründlichen Reinigung den Boden wieder nachölen und der sieht dann wieder wirklich wie neu aus. Und natürlich diese Stärke der Dielen, dieser Eichendielen, dieser Eschendielen, der erhält natürlich dieser Gehbelastung, Spieleinstand. Und das sind Böden, die wirklich für Jahrhunderte geeignet sind. Sind, beziehungsweise man kann, vielleicht kommt irgendwann einmal wer auf die Idee, dass ihm oder ihr dieser Boden nicht mehr gefällt und wenn dann die Böden in einigen Jahrzehnten oder Jahrhunderten herausgerissen werden, dann ist ja wieder ein ideales Rohmaterial vorhanden. Dann sind ja gehobelte, massive Pfosten vorhanden, die man in einem Re-Use-Prozess möglicherweise dann zu einem Möbelstück verarbeiten wird.

Über diesen Podcast

Simple Smart Buildings steht für Gebäude die einfach und dauerhaft gebaut sind. Für die Generationen vor uns war es ganz normal mit einfachen Mitteln dauerhafte Gebäude zu errichten. Diese Art zu bauen hat sich über Jahrhunderte bewährt und wir können daraus lernen. In den verschiedenen Regionen entwickelten sich aus lokal vorhandenen Baustoffen resiliente Baukonstruktionen und Gebäudetypen, welche Jahrhunderte überdauert haben und gerade deshalb immer noch eine hohe Nutzungsqualität bieten. Dieser Podcast erzählt von Möglichkeiten einfach gut zu bauen.

Feed-URL
https://podcasted3e6b.podigee.io/feed/mp3

von und mit Friedrich Idam und Günther Kain

Abonnieren

Follow us